Lesereise London

Lesereise London

Nach London zu reisen bedarf keiner Vorbereitung – tagtäglich fliegen dutzende Flugzeuge gen Heathrow, Luton und Gatwick. Und außerdem weiß man doch ganz genau, was man sehen will. Alles aus dem Fernsehen. Ja, so möchte man meinen. So unbeschwert und sorglos die Welt erkunden. Moment … warte … was ist das? Ein Warnsignal!

Kaum eine andere Stadt erfordert so viel Vorbereitung wie London. Denn alles auf einmal sehen … das geht beim besten Willen nicht. Das musste auch Martin Müller erfahren. Deswegen hat er sich kurzerhand entschlossen jährlich ein paar Wochen in London zu verbringen. Wie er selbst zugibt, hat er eine Couch in London. Er hat keine Zimmernachbarn, er hat richtige Nachbarn. Aus aller Herren Länder. Nicht nur aus dem ehemaligen Empire. Wer also wäre prädestinierter als Tippgeber für einen Rundgang durch London als einer, der die Stadt liebt, sich in sie verliebt hat?

Als geübter Londoner weiß er, was Longinners (London-beginners) brauchen: Zuerst einen Rundumschlag mit allen bekannten Highlights. Sonst schwebt immer dieses „Wir müssen unbedingt noch zu …“ über den lesenden Köpfen. Martin Müller begeht nicht den Fehler diese Highlights als Touri-Must-Haves abzutun oder ihnen zu große Bedeutung beizumessen. Er betrachtet sie aus einem anderen Blickwinkel. Und zwar als aktiver Zuschauer, der London vor und nach seiner Verwandlung (Olympia 2012, und den vorausgegangenen Veränderungen) kennt. So paddelt er beispielsweise auf der Themse oder fährt mit dem Rad. Wer London kennt, weiß, dass Radfahrer nicht unbedingt zum üblichen Straßenbild der Themse-Metropole gehör(t)en.

Da passt eher das Bankenviertel – als Kontrast dazu die Küste von Brighton. Martin Müller ist überall in der Stadt. Vom botanischen Garten bis zum Klassikkonzert – auch dafür muss man London rühmen. Und den Autor, der auf so beherzte Art und Weise das komplette Füllhorn an Besonderheiten Londons über den Leser ausschüttet.

Nach der Lektüre weiß man mit welchen Verkehrsmitteln man London erobern kann: Paddelnd, Radelnd, mit dem London Eye. Eine Methode fehlt aber noch. Und das ist die Beste: Lesend!