Das Bandoneon

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Gerade hat Christina ihre Mutter beerdigt, da wird sie durch eine Fotografie in einen Strudeln von Selbstzweifeln um die eigene Identität hineingezogen. Beim Aufräumen der Sachen ihrer Mutter findet sie eine Postkarte mit der Aufschrift „Das Bandoneon trägt mein ganzes Leben. – E.“ Abgebildet ist eine Gruppe Musiker, mit Bandoneon, in Buenos Aires.

Die gelernte Journalistin wittert eine Geschichte, aber keine, die sie schreiben will. Eine, die sie selbst betrifft.

Ihre Mutter war Waise. In dem Waisenhaus, in dem ihre Mutter aufwuchs, findet sie eine Schwester, die sich an ihre Mutter erinnert. Auch wegen dieses Bildes. Schnell findet sie auch ihre leibliche Großmutter, die ihr Kind in den Wirren der Nachkriegsjahre abgeben musste und es ein Leben lang bereute.

Die Zeilen „Das Bandoneon trägt mein ganzes Leben. – E.“ stammen von Christinas Uroma. Sie stammte aus gutem Hause und heiratete Ende der 20er Jahre, Anfang der 30er Jahre einen reichen Argentinier. Voller Hoffnung, Mut und Ungewissheit tritt sie an Bord der „Cap Arcona“ die wochenlange Schiffsreise in das ferne, fremde Land an. Und in eine fremde Kultur, in der der Tango zum Straßenbild dazugehört, und über den man nicht – wie im fernen, heimatlichen Berlin – die Nase rümpft wegen seiner eindeutig sexuellen Ausstrahlung. Hier ist alles anders. Auch die Sitten.

Emma ist die Frau Juans. Und so hat sie sich auch zu benehmen. Sie ist ihm nicht gleichgestellt. Sie ist SEINE Frau.

„Das Bandoneon“ ist ein historischer Roman. „Das Bandoneon“ ist ein Liebesroman. „Das Bandoneon“ ist ein Sittenbild der Dreißigerjahre in Deutschland und Südamerika. Und es ist eine Schnitzeljagd auf der Suche nach der eigenen Identität.

Hans D. Meyer zu Düttingdorf kam durch seinen Partner Juan Carlos Risso auf den Geschmack ein Buch über Argentinien zu schreiben. Doch nicht irgendein Buch. Ein außergewöhnliche Geschichte, die man so nur sehr selten findet. Rasche Wendungen und zarte Andeutungen sind die Stärken dieses großartigen Romans. Ein Appetitmacher auf Argentiniens größten Exportschlager, den Tango und des Instrumentes, das den Tango am nächsten kommt, dem Bandoneon als Sinnbild für Freiheitsdrang und Selbstfindung.

Vier Generationen hat dieses Bandoneon geprägt. Alle auf ihre eigene Weise. Und alle tragen es in ihrem Herzen. So wie der Leser dieses Buch nicht vergessen kann.