Elena weiß Bescheid

Elena weiß Bescheid

Ein Tag im Leben einer Frau, der das Schlimmste passiert ist, was einem Menschen passieren kann: Ihr eigenes Kind zu Grabe zu tragen. Elena ist diese Frau, ihre Tochter Rita wurde erhängt am Glockenturm gefunden. Selbstmord. So heißt es offiziell. Doch Elena glaubt nicht daran, denn sie weiß Bescheid.

Genauso wie sie weiß, dass sie mit einer grässlichen Krankheit geschlagen ist. Parkinson. Sie, die Krankheit, erlaubt es Elena nur mit Medikamenten den Alltag halbwegs in den Griff zu bekommen. Der Körper gehorcht den Befehlen des Gehirns nicht mehr. Schon ein paar Schritte gehen arten in einen heftigen Disput zwischen Befehlsgeber (Gehirn) und Befehlsempfänger (Gliedmaßen) aus. Sogar einfache Dinge wie eine Jacke anziehen, bereiten der eigensinnigen Elena Probleme.

Heute macht sie sich auf den Weg – wohin? Das erfährt der Leser erst später. Mit jedem Schritt, der Elena ihrem Ziel näher bringt, steigt die Spannung und die Zuneigung zu der zuweilen hartherzigen Elena. Rita, ihre Tochter, die Lehrerin, die in Roberto die Liebe ihres Lebens gefunden zu haben schien, Rita, das Augenlicht von Elena ist tot. Doch Elena weiß Bescheid, sie weiß, dass Rita keinen Selbstmord begangen haben kann. Ihre Erklärung: Rita hatte Angst vom Blitz getroffen zu werden. Als gläubige Christin versagte sie sich selbst den Gang in die Kirche an solchen Tagen. An Rita Todestag regnete es Katzen und Hunden. Und es blitzte und donnerte. Elena ist die einzige, die nicht an Selbstmord glaubt. Auch Kommissar Avellaneda, der so gern Elena glauben möchte und sich immer noch ab und zu (inoffiziell) mit Elena trifft, muss sich den Fakten beugen. Es war und bleibt Selbstmord.

Doch Elena ist auf ihrer Aufklärungsreise. Sie hofft eine Antwort zu finden. Nein, sie weiß, dass sie eine Antwort bekommen wird. Doch die fällt anders aus als gedacht. Denn die Antwort wird ihr verbleibendes Leben auf den Kopf stellen.

Für ihren dritten Roman „Elena weiß Bescheid“ bekam die Argentinierin Claudia Piñiero den LiBeraturpreis. Nach „Ganz die Deine“ und „Die Donnerstagswitwen“, die besonders durch Wortwitz bestachen, wagte sie sich an ein Thema, das dem Leser sehr nahe geht. Zumindest, wenn Claudia Piñiero darüber schreibt: Menschliche Zweifel. Sie urteilt nicht über ihre Protagonisten, sie lässt sie selbst ihre Entscheidungen treffen. Elena ist wahrlich vom Schicksal geschlagen. Ihr Blick ist physiologisch nach unten gerichtet. Ihre Krankheit erlaubt es ihr nicht den Kopf zu heben. Ihre Gedanken sind rückwärts gerichtet, der Tod der Tochter beschäftigt die 63jährige rund um die Uhr. So wie sie ihre Tochter kannte und deren Handeln passen einfach nicht zusammen. Am Ende muss sie einsehen, dass Rita ihren eigenen Weg gegangen ist. Ohne Zutun der Mutter. Am Ende bleibt nur eine Frage: Wann wird dieses Buch verfilmt?

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