Archiv für den Monat: September 2016

Stempelset mit Anhängern

stempelset

Das Schönste an der Weihnachtszeit ist die Vorfreude. Kindern die Zeit bis es endlich soweit ist zu verkürzen, grenzt an eine Marathonaufgabe. Basteln, ja. Aber wo anfangen? Und wo aufhören. Was dieses Jahr unterm Baum liegen wird, muss jeder für sich selbst entscheiden. Da helfen weder Ratgeber noch kluge Sprüche. Aber um das stilvolle Verpacken muss man sich keine Sorgen mehr machen. Selbst gestaltete Geschenkanhänger werden immer honoriert.

Einfach mit dem Stempelstift die entsprechenden Stellen des Stempels übermalen, langsam den Stempel auf die Anhänger drücken und fertig ist ein persönlicher Gruß.

Dieses Stempelset bietet sechs verschiedene Motive Geschenkanhänger zu kreieren. Angefangen vom weihnachtlichen Rudolf-Motiv, der mit der roten Nase, bis hin zum „Für… Von“-Stempel. Die Macher haben sich richtig was einfallen lassen als sie den zweifarbigen Stempelstift dem Stempelset beigelegt haben. Denn so kommt Farbenfreude auf! Grün und Rot sind nunmal die Farben der Saison.

Im Set sind außer den sechs Stempeln und dem zweifarbigen Stempelstift noch je sechs Geschenkanhänger in zwei Größen.

Kaleidoskop

kaleidoskop

Für die Einen ist es die ungewöhnlichste (und gesündeste) Art einen Trip zu erleben. Für Andere ist es einfach nur eine Kindheitserinnerung. Für Dritte, und das ist die wichtigste Gruppe, ist es Farbenspaß par excellence: Das Kaleidoskop. Die beruhigende und zugleich aufwühlende Farben- und Formenvielfalt, wenn man durch das kleine Loch durchschaut, ist für Kaleidoskop-Neulinge ein nie versiegender Quell der Freude. Allen anderen geht es nicht anders. Sind das nun Blüten oder doch strenge geometrische Formen?

Fast schon gedankenverloren dreht man das vordere Ende, immer wieder entstehen neue Bilder vor dem eigenen Auge in Blau, Rot, Rosa, Grün. Ein Farbenrausch ohne Reue verursacht Kichern, breites Grinsen und regt zum Entschlüsseln der Formen an.

Fein und festlich

fein-und-festlich

Das kennt jeder: Weihnachten steht vor der Tür. Es sind nur noch ein paar Wochen, und man hat keine Ahnung, was auf den Tisch kommt. Die Kochbücher geben auch nicht so richtig was her. Alles schon mal dagewesen. „Fein und festlich“, was gut gern noch durch das Wörtchen „Dein“ ergänzt werden kann, bietet dreißig Möglichkeiten die Advents- und Weihnachtszeit lukullisch auf originellem Niveau zu bereichern.

Mal Zutaten kombinieren, die auf den ersten Blick zu zusammenpassen, wie Rehbraten mit Esskastanien und Schokoladensauce oder gebratenen Seeteufel mit Speck und Herbsttrompeten, einer Pilzsorte. Wer’s ganz exquisit mag, greift zur Foie gras mit Feigen und Honigkuchen. Wenn noch was von der Foie gras übrig sein sollte, macht man aus den Resten Häppchen mit Zwiebel-Konfitüre. Eine Topinambur-Velouté mit Jakobsmuscheln klingt schwieriger als zuzubereiten ist. Opinambur-Knollen und Kartoffel schälen, würfeln und mit Milch aufgießen. Mit Vanille und aufkochen. In der Zwischenzeit die Jakobsmuscheln anbraten (wie sie richtig gelingen, steht natürlich auch im Rezept, wird aber an dieser Stelle nicht verraten). Würzen, alles zusammengeben und voilá: Fertig ist das schmackhafte Festmahl, das so einfach ist. Resteverwertung deluxe verspricht der Kartoffel-Apfel-Salat mit Trüffel. Oder auch Scampi in Champagne-Creme. Als Sättigungsbeilagen gibt es Pürees aus Sellerie, Süßkartoffeln, Pastinaken oder Kürbis.

Dass ein so kleines Buch so vielfältig und nachhaltig den Gaumen erfreuen wird, ist selten. Auf jeder Seite kommt man schon beim puren Durchblättern in Weihnachtsstimmung. Man kann es kaum erwarten, endlich das eine oder andere Rezept als Weihnachtsüberraschung zu kredenzen. „Oh, es riecht gut. Oh, es riecht fein“, wird schnell zum Küchencoral, wenn es an die Zubereitung geht.

Ob als Nachtisch oder als Belohnung für den Koch gibt es Trüffelpralinen, mit Kokosraspeln, Rum oder Pfeffer. Dieses Jahr gibt es keine Ausreden, wenn es um das Weihnachtsmenü geht. Dreißig Rezepte, die entweder gekonnt abgewandelt oder neu interpretiert oder eigens fürs Fest kreiert wurden. Einzig allein Entscheidungsunfreudige werden sich an diesem Buch die Zähne ausbeißen. Da gibt es nur eine Lösung: Seite für Seite nachkochen, nachbacken und genießen!

24 Winterwohlfühlrezepte

24-winterwohlfuehlrezepte-fuer-geniesser

Es klingt schon fast wie eine magische Zahl: Vierundzwanzig. Jetzt weiß jeder, dass die Tage kürzer werden, die Temperaturen sinken, in absehbarer Zeit Schnee fällt und rote Mäntel Mangelware werden. Hardcore-Romantiker krallen sich krampfhaft an Tassen mit heißen Getränken fest und mummeln sich in weiche Decken ein. Beim Blick aus dem Fenster graut’s einem: Dicke, fette Wolken, verschleiern den Horizont, ein (im besten Fall leichter) Wasserfilm liegt über der Natur. Das Licht am Ende des Tunnels lässt so manchen auch diese ungemütliche Zeit überstehen. Weihnachten steht noch nicht ganz vor der Tür, aber bald bevor.

Und schon beginnt der Stress. Was kochen? Wie dekorieren? Wen womit beschenken? Nur allzu gern lässt man sich von Hektik leiten und den eigentlichen Sinn von Weihnachten hinten anstehen. Zumindest, was das Kochen betrifft, gibt es Abhilfe. Und das gleich – Achtung, it’s magic – vierundzwanzig Mal!

Die Adventszeit dauert nur ein paar Wochen. Da fühlt man sich schon ein wenig unter Druck gesetzt, will man sich und seinen Lieben die Zeit des Wartens so außergewöhnlich gestalten wie nur irgendwie möglich. Das schnöde Frühstücksei ist passé. Ebenso der Toast am Morgen. Jetzt gibt es Maronenwaffeln. Vielleicht nicht unbedingt zum Frühstück – schließlich werden die Waffeln mit Puderzucker karamellisiert und mit Calvados abgelöscht. Zur Stärkung einen orangenglühwein gefällig? Oder doch lieber was Herzhaftes wie ein Nudelgratin mit Kürbis, Tomaten und Ziegenkäse? An dieser Stelle dieser ungewöhnlichen Rezeptesammlung ist noch nicht einmal Nikolaustag. Und schon läuft einem das Wasser im Munde zusammen. Ungewöhnlich ist das Buch auch wegen der Aufmachung. Kein Buch, das man von links nach rechts durchblättert. Wie ein Kalender – gerade zur Weihnachtszeit ein beliebter Artikel, nicht nur bei Kindern – schlägt man Seite für Seite um.

Neben Klassikern wie Bratapfel (hier verfeinert mit Ingwer) stehen auch traditionelle, fast schon vergessene Zutaten und Rezepte auf dem Plan,  Pastinaken und Jakobsmuscheln stehen so selbstverständlich neben- bzw. hintereinander wie heiße Schokolade und Apfel-Cidre-Tarte. Weihnachten wird vielleicht nicht weißer oder schneesicherer durch dieses Buch. Aber es wird weihnachtlicher, genussvoller und zufriedener.

Die Fahrt der Beagle

die-fahrt-der-beagle

Man stelle sich eine Weltreise vor: Karneval in Rio, Steaks essen in Buenos Aires, Badeurlaub im Pazifik, Whale watching in Kapstadt. Ja, das wär’s! Zumindest in heutiger Zeit. Doch vor knapp zweihundert Jahren waren Reisen auf dem Meer ein echtes Abenteuer. Ob man heil wieder zurückkam, war ungewiss. Die Unbilden des Meeres stellten ein unvorhersehbares Risiko dar und Reiseapotheken waren auch noch nicht so verbreitet. Reiseberichte würden heute in digitaler Form erscheinen. Jeder ist jederzeit live dabei, wenn Berge bezwungen werden, am Strand eine Kokosnuss geöffnet wird oder man vor aufdringlichen Straßenhändlern fliehen muss.

Damals, 1831 bis 1836, war das noch anders. Charles Darwin war gerade zweiundzwanzig und auf dem Weg zu einer Reise, die bis heute für Aufsehen sorgt. Zwei Jahre wollte er um die Welt segeln. Forschen. Es wurden fünf Jahre und er legte den Grundstein für Theorien und wissenschaftliches Arbeiten, auf dem heute noch gebaut werden kann.

Diese reichbebilderte, exzellent illustrierte Neuausgabe des Tagebuchs des großen Forschers fasziniert ab der ersten Seite. Wuchtig liegt es in der Hand. Schwer auszubalancieren, doch die Mühe lohnt sich. Auf seiner zweiten Expedition mit der HMS Beagle führte Charles Darwin pedantisch Tagebuch. Und das erlaubt uns heute schmunzelnd und staunend zugleich einen Blick in die Vergangenheit zu werfen.

Für damalige Verhältnisse kam das Buch einer Revolution gleich. Die von ihm beschriebenen Tiere waren nur wenigen bekannt. Ganz zu schweigen von den Eigenheiten der Tiere. Wo genau leben sie? Wie werden sie gefangen? Welchen Nutzen haben sie für den Menschen? Selbst heute sind noch viele Fragen offen – oder schon wieder?!

Auch der Kapitän der Beagle hat seine Eindrücke damals in einem Tagebuch festgehalten. Auszüge daraus bereichern die Ausführungen des Evolutionstheoretikers Darwin. Zahlreiche Aufnahmen der besuchten Orte, von Flora und Fauna, Skizzen und authentische Fotografien sind Zeitzeugen, die die Faszination Darwins für seine Arbeit hervorheben.

„Die Fahrt der Beagle“ ist der Beweis, dass Reisereportagen anno dazumal nicht weniger spannend waren als heute. Im Gegenteil. Als Vorbereitung gab’s, wenn man Glück hatte, nur Augenzeugenberichte. Keine Reisebände, keine Reisereportagen. Fast wähnt man sich in Kindertage zurückversetzt, als man bei Oma und Opa auf dem Schoß saß und gebannt den Märchen lauschte. Diese Märchen sind echt. Mit jeder Faser seines Körpers stürzte Darwin sich in die wissenschaftliche Arbeit und nicht minder in die Aufzeichnungen. Die Illustrationen sind nicht als Erläuterung der schwer verständlichen Texte zu verstehen. Darwin besaß außer seinem Forscherdrang auch die Gabe andere mit Worten in seinen Bann zu ziehen. Nein, die Abbildungen sind die Gewürzmischung, die diesem Buch erst den richtigen Geschmack verleihen.

Metropolis – Die Stadt in Karten

metropolis-die-stadt-in-karten

Städtereisen haben als eigenständiges Segment des Tourismus durchgesetzt. Mal eben schnell nach Amsterdam – kein Problem. Ein (verlängertes) Wochenende in Paris gehört schon fast zum Standard. Doch so neu wie immer behauptet wird, sind diese Reisen gar nicht. Schon vor tausenden von Jahren reiste man nach Tenochtitlan, Aden oder Damaskus. Ganz ohne technische Hilfsmittel. Die waren, wenn überhaupt vorhanden, nicht mobil. Die Rede ist von Karten, Stadtplänen.

Jeremy Black reist auch, und zwar durch die Jahrhunderte, ja sogar Jahrtausende. Seine ersten Ziele stehen heute kaum noch in den Programmen der Reiseveranstalter. Denn die Städte, die er kartographisch bereist, sind versunken. Manche wortwörtlich, manche wurden ausradiert, manche sind nur noch rudimentär wahrnehmbar. Einzig allein Karten zeugen von einstiger Größe – und der Fertigkeit ihrer Erschaffer.

War das Zentrum der Welt vor vier- bis zweitausend Jahren noch viel weiter im Osten, so verschob sich dieses mit dem römischen Reich nach links (auf den Karten zumindest, jeder Geographielehrer schlägt jetzt die Hände über dem Kopf zusammen: „Das heißt nach Westen!“). Erstaunlich an dieser Aussage ist jedoch, dass es schon so lange Karten gibt. Kunstvoll sind sie, ein wenig unpräzise, aber durchaus brauchbar. Und vor allem hübsch anzusehen. Sizilien als Oval mit Palermo als Kreis in der oberen (nördlichen) Hälfte. Mit so einer Karte könnte man heute nicht mehr viel anfangen. Aber warum auch? GPS im Smartphone, Reisebände in gedruckter oder digitaler Form ersetzen die detaillierten Karten.

Wer sich die Mühe macht und die alten Karten einmal genauer betrachtet, wird überrascht sein, wie viel von damals heute noch zu bestaunen ist. Beziehungsweise wie lange die vorhandenen Strukturen den Veränderungen der Stadtplaner getrotzt haben.

Städte waren seit jeher Sammelpunkte des Fortschritts. Hier wurde Politik gemacht, der Lauf der Welt beeinflusst. Schon lange bevor in Europa der Begriff Zivilisation von Bedeutung war, gab es in China schon Städte mit über eine Million Einwohner. Seite für Seite wird der Leser durch die Jahrhunderte geführt. Eine Karte prachtvoller als die andere! Die dazugehörigen Texte verwandeln den Betrachter in einen echten Experten für Geschichte und Kartographie. Phantasien und Vision (Fritz Langs „Metropolis“ gehört genauso zum Stoff wie eine ungewöhnliche Karte der siebzehn Provinzen der Niederlande in Form eines Löwen) finden hier ebenso Gehör wie fast schon nostalgisch anmutende Stadtansichten von Florenz.

Die beeindruckenden Abbildungen, gepaart mit den kenntnisreichen Absätzen zu deren Bedeutung machen „Metropolis – Die Stadt in Karten“ zu einem besonderen Band, den man sich gern immer mal wieder aus dem Regal holt. Wer als Kind gern in Opas Schrank herumschnüffelt und auf Karten mögliche Routen mit den Fingern nachzog, wird an diesem Buch seine bislang ungestillte Freude haben.

Rettet das Spiel!

Huether_Quarch_RettetdasSpiel_P10.indd

Dieses Buch ist nicht der gedrucktee Beitrag zur Spaßgesellschaft! So viel schon mal vornweg. „Weil Leben mehr als funktionieren ist“, lautet der Untertitel. Das lässt einen erstmal nachdenklich werden. Oft, viel zu oft, hört man, dass der Job Spaß machen muss. Oder man wird gefragt, ob einem dieses oder jenes Spaß macht oder Spaß gemacht / gebracht hat. Erzählen Sie mal Ihrem Chef, dass alles Spaß macht. Der denkt doch gleich Sie wären nicht ausgelastet.

Das Gegenstück sind die Aussagen meist viel zu junger Menschen, für die es eine Ehre war dieses oder jenes tun zu dürfen. Sie sind stolz auf das Erbrachte. Und man sitzt kopfschüttelnd vor der Glotze und denkt sich: „was hat der nur? Dafür wird er bezahlt! Das ist sein Job!“, nicht mehr und nicht weniger. Ehre und Stolz – weil es in der Vergangenheit nicht so viele Missverständnisse und Missdeutungen dieser Begriffe gegeben hätte – sind kaum Begriffe, die in den Alltag gehören.

Der Neurobiologe Gerald Hüther und der Philosoph Christoph Quarch fordern nun, nach Schillers Credo mehr Spiel im Leben. Allerdings nicht in einer Art, die den Verdacht aufkommen lassen, dass das Buch irgendwann auf dem Krabbeltisch der Supermärkte verramscht werden könnte.

Schon Friedrich Schiller erkannte die weitreichenden Dimensionen des Spiels. Dann, und nur dann, wenn also der Mensch spielt, entfaltet er sein Potenzial. Schon seit Längerem IT-Firmen speziell nach ausgebufften Spielern, die in ihrer Freizeit in Onlinespielen vertrackte Situationen zu meistern wissen. Was nun aber nicht heißt, dass jeder Onlinegamer das Zeug zum Superarbeiter oder Supermanager hat. Wer sich voll und ganz entwickeln kann, selbst Strategien entwirft, kommt irgendwann zu der Erkenntnis, diese Denkweisen auch im Alltag oder Arbeitsleben anzuwenden. Eine völlig neue Generation von Mitarbeitern entsteht. Doch auch deren Aufgabenfeld ist begrenzt. Wer den Anschluss verpasst, bleibt zurück.

Inseln der Lebendigkeit nennen die beiden Autoren den Weg zum Spiel und somit zur Zufriedenheit. Doch Vorsicht, auch hier lauern Gefahren. Wer nicht aufpasst, gerät auf die schiefe Bahn. Soll heißen, wird schrittweise in einen Bann gezogen, dem er schwer wieder entkommen kann. Abhängigkeiten, Beeinflussungen, Missbrauch lauern überall. Das Duo Hüther / Quarch gibt auch hier Ratschläge wie man den Fallen der Verlockungen aus dem Weg gehen, sie sogar beseitigen kann.

„Rettet das Spiel!“ ist ein nachdenkliches, aber auch aufrüttelndes Buch, das dem Leser neue Perspektiven des Erlebens zeigt. Nicht immer kann alles von jedem angenommen werden. Gut so! Denn Gleichschaltung ist der Tod des Einzelnen. Und somit auch des Glücks. Geschickt vermeiden die beiden Autoren es ihr Buch als Glücksratgeber anzupreisen. Den gibt es nicht, und wer anderes behauptet, hat den Sinn des Spiels nicht begriffen…

Keine Angst, „Rettet das Spiel!“ ist kein weiterer Spaßratgeber, der den einfachsten Weg zum Erfolg propagiert, und Umwege verteufelt. Wer den Nachwuchs betrachtet, stellt schnell fest, dass der nicht gleich nach dem Klaps auf den Allerwertesten die Schulbank drückt und Lebensstrategien paukt. Durch Ausprobieren, ja Spielen bewältigen Kinder ihre Wissensdefizite. Und von Stress sind sie meilenweit entfernt.

Beide Autoren beschäftigen sich nicht seit den Recherchen zum Buch mit den Themen Philosophie und Lebenskunst im Alltag.

Nervöser Orient

nervoeser-orient

Man stelle sich folgendes vor: Da hat man sich mit viel Schweiß und Fleiß ein hübsches Haus gebaut. Alle bewundern es. Man selbst war nicht immer freundlich zu den Nachbarn, regiert oft mit harter Hand. Aber das Haus steht Verkehrsgünstige Lage. Und permanent nistet sich jemand ein, campiert im Garten. Alles ohne einem selbst zur Last zu fallen, wird versichert. Und doch wird die Stube umdekoriert, Fremde tummeln sich in der Küche, das Bad ist andauernd besetzt. Dann wird auch noch die Verwandtschaft der Invasoren eingeladen mal vorbeizuschauen oder den Garten mit besonderem Wegerecht zu nutzen. Und das geschieht nicht nur vor der eigenen Haustür, sondern in der gesamten Siedlung. Von Ruhe und Entspannung kann da nicht mehr die Rede sein. In einem steigert sich die Wut, oder zumindest die Unruhe. Man ist nur noch nervös…

Zugegeben ein Vergleich, der etwas hinkt, wenn man ihn in Relation zur Situation des Orients setzt. Aber eben auch nicht ganz abwegig. Kersten Knipp beschreibt in seinem Buch „Nervöser Orient“ die verzwickte Situation der arabischen Welt von Napoleons Versuch sich Ägypten einzuverleiben, um Englands Routen Richtung Indien abzuschneiden und somit die Weltmacht der einflussreichsten Insel der Zeit zu torpedieren, bis in die Gegenwart.

Die alten Mächte in Europa stießen an ihre wirtschaftlichen Grenzen. Neue Märkte mussten dringend erobert werden. Und der Weg übers Mittelmeer war der kürzeste Weg zu eben diesen neuen Märkten. Mit dem Bau des Suezkanals war die vereinzelt noch vorhandene Unabhängigkeit endgültig vorbei. Die Eliten des Landes konnten mit einzelnen Zahlungen noch bei Laune gehalten werden, doch der Rest des Landes war außen vor.

Entgegen alle Informationssendungen im Fernsehen hatte auch der Orient gewaltig und mindestens genauso nachhaltig wie Europa unter dem Ersten Weltkrieg zu leiden. Bündnisse zwischen bisher verfeindeten Regierungen dienten nur einem Zweck: Des Feindes Freunde unter dem Deckel zu halten. Hier entstanden Vorurteile und Feindschaften, mit denen wir heute – auf beiden Seiten – immer noch zu kämpfen haben. Krieg und Elend, Ausbeutung von Bodenschätzen, Massaker brannten sich tief ins kollektive Gewissen.

Kersten Knipp legt über diese Geschichte nicht den Mantel des Schweigens. Für ihn ist es der Brückenschlag zum aktuellen Weltgeschehen. Diktatoren wie Saddam Hussein, einst protegiert, dann verteufelt (und zwar von denselben Personen), Länder wie Ägypten, die von jeher als Spielball von Regierungen des Okzidents missbraucht wurden bis hin zu Al-Qaida und dem IS: Alles hat seine Wurzeln. Irgendwo. Und dieses Irgendwo holt der Autor ans Tageslicht. Was nicht heißt, dass er die Taten hüben wie drüben gutheißt. Er zeigt lediglich auf, dass das Newtonsche Gesetz „actio=reactio“ losgelöst von religiösem Wahn existiert und stets nachweisbar ist. Sein Buch hilft Hintergründe zu sehen und zu verstehen. Die daraus folgenden Taten sind nun nicht mehr kryptische Fakten, die – ja länger man mit ihnen konfrontiert wird – schnell an Reiz verlieren.

Licht aus dem Osten

U1_978-3-87134-833-4.indd

Dass Naturwissenschaften ständigen Veränderungen unterliegen, leuchtet jedem ein. Neue Forschungserkenntnisse erleichtern unseren Alltag. In den Geisteswissenschaften ist ein Fortschritt nicht sofort greifbar. Es gibt Schriften, Bauten oder andere Zeugnisse der Vergangenheit, die „man nur noch entschlüsseln muss“. Aber ansonsten ist doch alles klar. Sollte man meinen. Doch warum gibt es dann so viele Sichtweisen auf das, was war?

Die Welt kann in so viele Kategorien eingeteilt werden, wie es Wissenschaftler gibt. Orient und Okzident. Gut und Böse, Arm und Reich, Ost und West, Modern und Unmodern etc. Moment! Ost und West? Wer zieht denn die Grenze? Wo beginnt der Osten, wo der Westen? Und wieso zieht man diese Grenze überhaupt? Und die alles entscheidende Frage: Wer hat recht?

Auch Peter Frankopan kann diese Frage nicht beantworten. So viel steht fest. Aber, was er kann und vor allem auch tut, ist die Sichtweise auf unsere Geschichte, unser Weltbild zu erweitern. Denn so schmerzlich diese Erfahrung für so manchen Krakeeler auch sein mag: Auch im Osten wurde Geschichte geschrieben. Noch lange bevor der Westen (in letzter Zeit wird ja gern der Zusatz „so genannt“ wieder verwendet, so wie es mal die „so genannte DDR“ gab…) sich mit Ruhm bekleckern konnte, wurde im Osten schon geklotzt. Das Persische Reich sicherte sich seinen Einfluss in dem es sich den eroberten Gebieten in gewissen Teilen des kulturellen Lebens anpasste. Die Perser gingen nicht automatisch davon aus, dass ihre Weltanschauung die einzig Wahre ist. Multikulti ist eben doch keine Erfindung aus dem Kreuzberg der 70er und 80er Jahre. Und schon gar keine aus dem (so genannten) Westen.

Es ist erstaunlich wie viele Ahas schon nach nicht einmal zehn Prozent des Buches aufpoppen. Wie selbstverständlich pflügt der Autor durch die Jahrhunderte ohne dabei den Leser von der Hand zu lassen. Dynastien, Religionswechsel, Herrschernamen, verschwundene Reiche – alles fügt sich zu einem großen Ganzen zusammen. Wie eine bewegliche Grafik in den so genannten (und hier ist der Zusatz angebracht) wissenschaftlichen Sendungen im Vorabendprogramm.

Zitate und Schriften von Gelehrten von Hier und Da bereichern die Argumentation Peter Frankopans. Ins Stocken gerät nur der Leser. Im Angesicht der aktuellen Diskussion, ob der tolerante Westen den intoleranten Osten auf- oder wenigstens annehmen könnte, wird durch die Eroberungspolitik der Perser vor tausenden von Jahren obsolet. Die verstanden die eroberten Gebiete als fruchtbaren Boden ihre eigene Kultur anzureichern. Das Neue wurde erstmal beäugt, auf Brauchbarkeit untersucht und oft (öfter als heutzutage – egal welche Sichtweise man bevorzugt) integriert. Ein stetiger Lernprozess war die Folge.

Der Westen als Nabel der Welt, ist nur eine Sichtweise auf unsere Wurzeln. Wenn man im Westen aufgewachsen ist, ein verständlicher Standpunkt. Doch der weitaus größere Teil der Menschheit ist eben nicht mit den Errungenschaften von Otto I, Leonardo da Vinci, James Watt und Gustave Eiffel (zugegeben eine mehr als willkürliche Aufzählung) aufgewachsen. Sind diese Menschen nun dazu verdonnert sich anzupassen oder sollten man ihren Wurzeln auch Gehör schenken? Das ist keine Frage, die mit Ja oder Nein beantwortet werden soll. Es ist eine rhetorische Frage. Natürlich sollte – man muss, schließlich hat man eine aufgeklärte, humanistische Erziehung genossen – sie anhören und Schnittpunkte finden.

Geschichte ist niemals abgeschlossen. Jede Zeit hat ihre Interpretatoren der Vergangenheit. Das ist hier wie da der Lauf der Zeit – schon mal eine erste Gemeinsamkeit. Und nur weil andernorts die Kultur rein äußerlich anders gelebt und gesehen wird, ist sie nicht gleichzeitig zu verteufeln. Was im Urlaub als Folklore gesehen wird, ist doch zuhause nichts Schlechtes, oder?! Peter Frankopan gelingt es mit einfachen Worten Zusammenhänge darzustellen, eigene Sichtweisen zu ergänzen oder im Einzelfall zu kippen, und den Blick wieder einmal gen Osten zu richten. Doch dieses Mal nicht aus folkloristischen Gründen. Er ist der Geschichtslehrer, den man sich nicht geträumt hat zu ergattern. Denn er schafft es, ohne den Nabel der Erkenntnis zu verschieben, neue Denkweisen anzuregen.

Hölle und Paradies – Amsterdam, Querido und die deutsche Exilliteratur

Hölle und Paradies

Keine Biographie über einen Autor, keine Abhandlung über ein bestimmtes Werk – nein, eine Biographie über einen ganzen Verlag. Man fängt am besten am Ende des Buches an, um dieses Buch zu verstehen. Denn dort stehen die Werke des Querido-Verlages Amsterdam, der so bedeutend ist für die deutsche Literaturszene wie kaum ein anderer. Lion Feuchtwanger, Heinrich, Thomas und Klaus Mann, Albert Einstein, Alfred Döblin, Arnold Zweig, Anna Seghers, Bruno Frank, Romain Rolland, um nur einige zu nennen, die in den Jahren 1933 bis 1950 hier verlegt wurden. Anhand der Jahreszahlen ist es offensichtlich, warum. Sie waren in ihrer Heimat verboten, wurden verfolgt, ihre Bücher öffentlich(!) verbrannt. Exil war die einige Möglichkeit zu überleben. Ihr Brot verdienten sie ebenso dort, im Exil, der Querido-Verlag war ihre nicht verborgene Geldquelle.

Emanuel Querido ist der Kopf hinter dem Verlag, Fritz Landshoff der geschickte Strippenzieher, der von Emanuel Querido von Kiepenheuer in Berlin nach Amsterdam gelockt wird. Hier soll deutsche Literatur ein neues Zuhause bekommen. In Deutschland wurde ihnen der Boden unter den Füßen entrissen. Mit zunehmender Repression werden ihre Schriften politischer.

Klaus Mann will mit seiner Zeitschrift „Die Sammlung“ über den Querido-Verlag den zu Verstummenden eine Stimme geben. Das Projekt ist ehrgeizig, doch schwer realisierbar.

Als 1940 auch die Niederlande, trotz Neutralitätsbekundungen, annektiert werden, steht es schlecht um den Verlag von Joseph Roth, Vicki Baum und Erich Maria Remarque. Emanuel Querido schafft es nicht den Nazischergen zu entkommen. Er wird ins KZ Sobibor gebracht, wo er wahrscheinlich – genaue Aufzeichnungen gibt es nicht (mehr) – am gleichen Tag mit seiner Frau ermordet wurde.

Bettina Baltschev begibt sich auf Spurensuche nach Hinterlassenschaften eines der wichtigsten Verlage deutscher Literatur und Geschichte. Sie wird findet in Amsterdam noch Bücher des Querido-Verlages, der 2015 sein hundertstes Jubiläum feierte. In kleinen Antiquariaten kommen ihr Kleinode unter, die teilweise eine echte Weltreise unternommen haben. Bis heute zählen die Bücher der im Querido-Verlag betreuten Schriftsteller zu den meistgelesenen Werken überhaupt. Es ist das Vermächtnis zweier Männer, die unerschrocken der Kunst eine Bühne boten. Fritz Landshoff überlebte die Nazizeit. Seine Aufzeichnungen, Interviews sind die Basis für dieses Buch, das so eindrücklich Zeugnis ablegt, dass die Feder oft schärfer ist als das Schwert.

Es sind Bücher wie diese, deren Autoren sich vermeintlich kleine Aspekte der Geschichte herauspicken und in einem großen Zusammenhang stellen. Mutige Menschen wie Emanuel Querido, Fritz Landshoff und ihre „Klienten“ wird in diesem Buch ein leicht zu lesendes Denkmal gesetzt.