Archiv für den Monat: Februar 2016

Lesereise Türkei

Lesereise Türkei

Um Istanbul (touristisch) zu erobern, sollte man gestärkt in den Tag starten. Überhaupt sollte jeder Urlaubstag mit einem „guten Frühstück“ beginnen. Und Christiane Schlötzer beginnt ihre „Lesereise Türkei“ in Istanbul mit einem kahvaltı. Käse, Oliven, Honig sind nur drei Zutaten für einen idealen Start in den Tag. Und genauso gehaltvoll wie das Frühstück – in Istanbul kann sich dieses durchaus auch gern mal fast über den gesamten Tag hinziehen – sind auch die Schilderungen der Autorin. Wer da nicht Appetit auf mehr bekommt, wird im „Übermorgenland“ verhungern…

Wenn „newsweek“ Istanbul als die coolste Stadt der Welt bezeichnet, so findet Christiane Schlötzer sofort und zahlreich Gegenargumente. Eines ist sicher: In Istanbul tut sich was! Kaum eine andere Stadt auf der Welt verändert sich so rasend schnell wie die Zwei-Kontinente-Stadt. Auf der einen Seite der Boom der exklusiven Bars und hippen Lokale, auf der anderen Seite die ursprünglichen Viertel, die man noch (noch!) besichtigen kann. Tarlabaşi ist so ein Viertel. Auf den ersten Blick heruntergekommen, sozialer Vorhof zur Hölle, Ausstiegschancen gleich Null. Wer hier ist, geht nur selten wieder weg. Aber nicht aus nostalgischen Gründen, sondern wegen mangelnder Angebote. Doch dieses Viertel soll bald einem Prunkviertel weichen. Schanzelize. So soll es heißen, die türkische Version von Champs Elysées. Bürotürme so kahl und clean wie überall auf der Welt sollen den Aufstieg und Reichtum der Stadt symbolisieren. Und genau hier trifft die Autorin Menschen, die es mit dem harten Leben in der „coolsten Stadt der Welt“ tagein tagaus aufnehmen. Aus allem, was sie finden, machen sie die eine oder andere Lira. Wohlwollend verzichtet sie dabei aber auf die üblichen Klischees von motivierten Menschen, die von einem besseren Leben träumen. Resigniert haben sie nicht. Aber sie kämpfen jeden Tag für ihr Auskommen und bald schon um ihr Viertel.

Die Türkei wurde oft und auch lange von großen Männern regiert. Einer hat die Türkei in die Moderne geführt: Kemal Atatürk. Seit Anfang des Jahrtausends hat ein anderer Mann die Macht, der sich gern als großer Mann sieht. Recep Tayyip Erdoğan wird geliebt und gehasst. Innen wie außen. Dazwischen gibt es nichts. Die, die im London des Orients genauso viel Geld scheffeln wollen wie an der Themse lieben ihn. Die, die das New York des Orients ausmachen sind in der Mehrheit für ihn. Die, die das (und bisher wird es nicht so genannt) demokratische Istanbul sich wünschen, hassen ihn. Die Unruhen und Eskapaden auf dem Taksim-Platz und im Gezi-Park sind noch nicht verhallt, der Präsident kennt trotzdem kein Erbarmen. Mit aller Macht schützt er sich und sein Gefolge gegen jede Art von Widerstand. Da werden soziale Netzwerke gekappt, Demonstranten niedergeknüppelt, Stadtviertel dem Erdboden gleichgemacht. Als Tourist bekommt man nur in Abständen die Veränderungen mit.

Christiane Schlötzer spricht mit Aktivisten vom Gezi-Park, saugt „den Rest der Türkei“ in sich auf, schlürft Kaffee, spricht mit Opfern eines Grubenunglücks und zeigt die miserablen Sicherheitsvorkehrungen auf, die nicht minder schlecht wie die Lehren aus dem Unglück sind. Auch die Verbindungen Deutschlands zum Gemetzel an den Armeniern, das AKP-Chef Erdoğan immer noch als Völkermord anerkennt, findet Eingang ins Buch.

Die „Lesereise Türkei“ ist kein Buch mit Ratschlägen á la „das müssen Sie gesehen haben“. Es ist vielmehr wie in einem Kaffeehaus: Man sitzt beisammen und unterhält sich. Leise klingen im Hintergrund orientalische (oft auch moderner Türk-Pop) Melodien. Die Autorin lebte lange in Istanbul. Sie weiß wie es ist hier zu leben, kennt die Menschen und ihre Kultur. Und nun auch der Leser. Zumindest besser als zuvor.

Lesereise Apulien

Lesereise Apulien

Deutschen Sprichworten mangelt es häufig nicht an Doppeldeutigkeiten bzw. doppelten Bedeutungen. Wer als in einen Haufen tritt, hat nicht nur buchstäblich die „… am Hacken“, sondern auch – so will es die Tradition – Glück. Wenn Letzteres stimmt, muss Apulien bzw. müssen die Menschen in Apulien die Glücklichsten der Welt sein. Denn sie leben am Stiefelhacken Italiens. Eine Milchmädchenrechnung, zugegeben. Doch Stephanie Bisping hält diesen Mythos mit ihrer „Lesereise Apulien“ aufrecht und befeuert ihn noch zusätzlich.

Einzigartige Natur, stets sonniges Wetter, freundliche Menschen und eine verwöhnende Küche – als Tourist wähnt man sich hier den Garten Eden. Stephanie Bisping ist angetan von Apulien. Beim Leser dauert es noch ein wenig – erst alle Seiten lesen. Das Ergebnis ist dasselbe. Liebe geht durch den Magen. Auch und besonders die zu Apulien. Gleich mehrere Kapitel widmen sich der den angebauten Produkten. Olivenbäume werden über hundert Jahre alt. Sie sind oftmals der Familienschatz, der das Überleben von Generationen sichert. Und somit sind sie auch das Objekt der Begierde von denen, die sie so sehr begehren. Olivenbaumklau – ein Straftat, die man hierzulande nicht kennt.

Wenn Stephanie Bisping von Kochkursen, unter anderem für Kinder, spricht, schwingt immer eine Spur Sehnsucht mit. Orecchiette, die kleinen Öhrchennudeln oder eine andere Pasta, Pizza – damit kann man immer punkten. Für die Erwachsenen schwärmt die Autorin von Oliven und Mozzarella oder erzählt die Geschichte eines Fischers, der heute nur noch zum Vergnügen aufs offene Meer hinaus fährt, um aus Spaß an der Freude zu fischen. Er hat Viele und Vieles kommen und vor allem gehen sehen. Sein Arbeitsalltag war hart und ehrlich. Kein technischer Schnickschnack half ihm den Fang einzufahren. Beobachtungen, Traditionen und Erfahrungen halfen ihm seinen Unterhalt zu bestreiten. Heute sind die Meere fast leergefischt.

Weltweiten Ruf erlangten die Trulli von Apulien. Diese eigenartigen Zipfelmützen-Häuschen, die ganze Landstriche ihren unverwechselbaren Glanz verleihen. Die schlichte Bauweise hat ihren Grund. Sobald der Steuereintreiber kam, wurde ein Stein entfernt, das Haus fiel in sich zusammen und schon war der Steuereintreiber überzeugt, dass hier nichts zu holen ist. Heute gehören sie zum UNESCFO-Weltkulturerbe.

Lesend die Welt erobern, ist das Anliegen der Lesereise-Reihe. Stephanie Bisping hat bisher einige Bücher dazu beigetragen. Estland, die Normandie und Bretagne, die Emilia-Romagna, die Malediven und nun der glücklichste Süden der Welt, Apulien. Ihre leidenschaftlichen Reportagen sind das Salz in der Reisesuppe eines jeden Lesers. Einziges Haar in der Suppe: Man kann sie nicht einfach durchlesen: Immer wieder muss man absetzen und seinen eigenen Träumen Platz einräumen. Das ist durchaus zu verschmerzen. Oder?!

Könnten Sie Deutsche(r) werden?

Könnten Sie Deutscher werden

Das brisanteste Spiel des Winters! Der deutsche Einbürgerungstest als Spiel. 300 Fragen, die jedem, der die deutsche Staatsbürgerschaft erlangen will, begegnen können. Denn aus diesen 300 Fragen werden jeweils 33 Fragen ausgesucht, von denen 17 richtig beantwortet werden müssen. Hinzu kommen noch zehn Fragen, die von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich sind. Für jemanden, für den Deutsch eine Fremdsprache ist nicht die leichteste Art sich zurecht zu finden. Doch auch so mancher Einheimischer kommt bei der einen oder anderen Frage ins Grübeln. Garantiert!

Und wie im richtigen Leben gibt es auch auf dem kreisrunden Spielfeld kleine Stolperfallen. Wer durch Würfeln auf dem „Reisefeld“ (Nachbarn sind kurzfristig verreist und Sie haben keine Visum) oder auf dem „Zu-Spät-Feld“ landet (zu spät zum Einbürgerungstest erschienen), muss eine Runde aussetzen. Wer jedoch auf dem „Bonusfeld“ oder dem „Nachbarschaftsfeld“ Quartier bezieht, darf zwei Fragen beantworten bzw. seinen Nachbarn befragen. Wer zuerst – wieder wie im richtigen Leben – 17 Spielkarten auf seinem Stapel hat, darf sich als Gewinner bezeichnen, sprich hat den Einbürgerungstest bestanden.

Schon beim ersten Durchschauen der Karten merkt man, dass es gar nicht so leicht ist sich mit deutscher Kultur, deutschen Gepflogenheiten und Regeln und Rechten auszukennen. Als „gelernter Deutscher“ sollten die Fragen eigentlich kein Problem sein. Doch die Realität sieht anders aus. Die Fragen reichen von Geschichtswissen über den strukturellen Aufbau der Bundesrepublik bis zu Fragen des Grundgesetzes.

Gebrauchsanweisung für Mailand

Gebrauchsanweisung Mailand

Zwei tolle Jahre für Mailand: 2015 die Expo, 2016 das Champions League Finale in San Siro. Klar, dass da so mancher auf die Idee kommt der lombardischen Hauptstadt einen Besuch abzustatten. Die Stadt, in der Shopping-Event und Kultur-Overkill zusammen gehören wie Pizza und Vino. Das ist nicht alles? Echt? Henning Klüver hat da noch ein paar andere Tipps parat. Er weiß wie man die Stadt für sich einnimmt. Denn er lebt hier, seit über zwanzig Jahren.

Henning Klüver hat auch gleich das Einzigartige an Mailand ausgemacht, ohne das die Stadt ihr Antlitz verlieren würde: Den Dom. Ohne Inter und ohne den AC Milan wäre Mailand noch zu verkraften. Aber ohne den Dom wäre Mailand … nichts. Der Dom ist aber nicht einfach nur ein Gotteshaus mit einer mehr als sehenswerten Architektur. Man kann ihn sogar besteigen. Dann fühlt man sich wie im Panoptikum. Dutzende und Aberdutzende Figuren weisen den Weg über die Dächer der Stadt. Siehe Titelbild.

Den Vergleich mit Rom muss Mailand nicht scheuen. Es ist ein bisschen enger als in der Hauptstadt. Rom ist vielleicht schöner, reicher an Geschichte. Doch – und da sind sich alle Mailänder einig – zum Arbeiten zieht es die meisten nach Mailand. Aber als Tourist will man von Maloche nichts hören und so schiebt Henning Klüver den Leser sanft weiter durch die Stadt.

Da Mailand flächenmäßig eine kleine Stadt ist, kann man vieles schnell erreichen. Eine Fahrt mit der Straßenbahn bietet sich da an. Und schon ist man im nächsten Klischee. Mailand, die Elegante. In der Linie Eins sind die Türen aus Teak gefertigt. Seit sechzig Jahren rattert sie durch die Stadt und quietscht vergnügt im die Ecken. Teak! Ja, Teak in der Tram. Das nennt man dann wohl Lebensqualität. Doch auch Bausünden finden sich hier. Doch die Mailänder haben sich daran gewöhnt und machen sich einen Spaß daraus den Gebäuden passende Namen zu verpassen. Da gibt es das Haus mit Hosenträgern, die Krumme, die Bucklige und die Gerade.

Dieses Buch hetzt den Leser nicht durch die Stadt a Olona und Lambro. Vielmehr ist es über zweihundert Seiten langer Spaziergang durch Mailand, der einem stetig fließenden Wissensfluss ähnelt. So umfassend und detailreich wurden bisher nur wenige Städte vorgestellt.

Henning Klüvers Gebrauchsanweisung für Mailand ist ein doppelter Gewinn für den Leser. Nicht nur, weil auch die umliegende Region vorgestellt wird, sondern, weil es Wegweiser und Reiseführer in Einem ist. Der Autor stellt Orte vor, die man gesehen haben muss, bringt sie aber immer in Verbindung mit den Menschen, die diese Orte geprägt haben. Leonardo da Vinci und Guiseppe Verdi sind ebenso präsent wie hierzulande unbekannte Publizisten und Blogger, die ihrer Stadt wortgewaltig ein Denkmal setzen. Es empfiehlt sich dieses Buch in Milano immer dabei zu haben. Bei einer kurzen Rast lohnt es sich immer wieder einen kurzen Blick ins Buch zu werfen.

Gebrauchsanweisung für Istanbul

Gebrauchsanweisung Istanbul

„My kind of a town“, meinte einst Al Capone über Chicago. Hier konnte er zeitweise schalten und walten wie er wollte. Und Istanbul? Was sagt der geneigte Besucher über diese Stadt? „My kind of a cultural clash“. Hier stoßen die urbanen Lebensentwürfe wie Kontinentalplatten aufeinander. Nicht so langsam – ganz im Gegenteil – jedoch nicht weniger eindrucksvoll. Und hier kann der Gast schalten und walten wie er will. Wenn er sich auskennt! Zur perfekten Reisevorbereitung gehört neben dem unverzichtbaren Reisebuch auch ein wenig wohl formulierte Literatur. Und die liefert Kai Strittmatter. Nun ist Kai Strittmatter nicht nach Istanbul gekommen, weil er hier schon immer mal Urlaub machen wollte. Er wollte, nein er durfte als Korrespondent der Süddeutschen Zeitung von Peking nach Istanbul wechseln. Der Unterschied zwischen „normalem Touristen“ und dem Autor ist nicht besonders groß. Beide wissen wo ihr Haus wohnt (sorry, aber der Gag musste jetzt einfach sein), der Tourist hat sein Hotel, Kai Strittmatter seine Wohnung (mit Bosporusblick und allem Drum und Dran). Beide wissen, was sie hier zu tun haben, sich umschauen, aufsaugen und berichten. Und beide kommen anfangs nicht aus dem Staunen raus! Wo „normale Touristen“ nicht mehr als ein „Boah“ herausbekommen, arbeitet sich Kai Strittmatter sanft und wortstark durch die einzelnen Kulturschichten. Für den Leser heißt das: Achtung Suchtgefahr! Die Intensität der Worte lässt an der Wahl des Urlaubsortes, sofern er denn nicht Istanbul heißt, zweifeln. Erste Umbuchgedanken kommen auf. Vielleicht doch eher Istanbul statt, Westerwald? Nicht unbedingt. Istanbul rennt nicht weg. Die Stadt gehört zu den Ältesten der Welt. Aber den Gedanken aus dem Kopf zu bekommen, wird verdammt schwer!

Die kurzen Kapitel machen das Buch zu eine echten Lese-Dauerbrenner. Kurz und knapp taucht man immer tiefer in die Seele der Stadt ein. Kurz unterbrochen von farbenprächtigen Absätzen, die einem Istanbul auf Gefühlsebene näher bringen. Mit eines der längsten Kapitel trägt den Titel „Auskosten“. Na klar, was sonst?! Istanbul sollte man in vollen Zügen genießen. Sich dem Rhythmus der Stadt anpassen. Nix für Frühaufsteher! Keyf nennt man das hier. Eine Art Müßiggang mit Zusatzleistungen. Laissez-faire mit Würde.

Kai Strittmatters Texte lesen sich wie ein Roman. Der Ich-Erzähler verzichtet auf das Links-Und-Rechts-Verweisen, was man gesehen haben muss und was nicht so sehr von Bedeutung ist (das gibt’s tatsächlich in Istanbul). Vielmehr ist die Gebrauchsanweisung ein echtes Handbuch, um sich nicht allzu sehr als Fremder im Millionenmoloch Istanbul zu fühlen. Ausflüge gibt es nur in die Geschichte. Alle anderen Trips sind wichtiger Bestandteil des Lebens am Bosporus. Kai Strittmatter geht Vorurteilen nach, belegt oder widerlegt sie, und wenn sie stimmen, forscht er nach woher sie kommen. Wer noch keinen Reisebegleiter für Istanbul gefunden hat: Bitte sehr, hier ist er! Vierundzwanzig Stunden verfügbar, eloquent, ratgebend und unerlässlich.

Himalaya

Himalaya

Wer hoch hinaus will, muss unten anfangen, könnte ein asiatisches Sprichwort lauten. Ist aber eher eine Adaption. Oder auch der Leitspruch eines jeden Alpinisten, der das höchste Gebirge der Welt erklimmen möchte. Hier oben ist das Leben rau, echt, selten einladend. Viele, die die Spitze der Welt erobern wollten, konnten von ihren Taten nicht mehr berichten. Und die, die es konnten, vergaßen nie wieder, was sie erlebt hatten. Auch davon berichtet dieses Buch.

Es ist trotz der enorm fortgeschrittenen touristischen Erschließung immer noch eines der letzten Abenteuer unserer Zeit. Die Berge des Himalaya zu bezwingen (schon anhand der Wortwahl – bezwingen – lässt sich die Schwierigkeit des Unterfangens erkennen), ist ein so genannter Menschheitstraum. Dazu gehört zum Einen die Vision, zum Anderen die Umsetzung dieses Traumes. Philip Parker und sein Autorenteam haben sich auf Spurensuche begeben.

Die Eroberung des Himalaya begann nicht erst mit der Bezwingung des Mount Everest Ende Mai 1953. Sie begann viel früher, nur eben unbemerkt. Obwohl in den Höhenzügen des Himalaya nicht gerade das Leben tobt, so lebt man hier schon seit Ewigkeiten, nur eben unbemerkt. Seit ein paar Jahrzehnten ist es allerdings vorbei mit buddhistisch erhabener Ruhe. Biwaks und der damit verbundene Müllberg (der ist allerdings wirklich neu) bestimmen die Szenerie.

Wer davon liest, hat schon den größten Teil des Buches bezwungen. Bis zu diesem Zeitpunkt hat der Leser von den Königreichen auf dem Dach der Welt erfahren, ist mit Pilgern und Missionaren auf Gipfel geklettert und hat mit dem Autor Stewart Weaver den Himalaya vermessen. Und natürlich auch mit Tenzing Norgay und seinem berühmten Schrittgefährten Sir Edmund Hillary auf alle herabgesehen.

„Himalaya – Die höchsten Berge der Welt und ihre Eroberung“ ist aktuell der einzige Abenteuerroman, der auf echten Fakten beruht. Natürlich ist es ein Sachbuch, aber geschrieben ist es wie ein echter Thriller. Und wer meint, dass mit der Erstbesteigung alle Messen gelesen sind, wird im letzten Kapitel von Doug Scott eines Besseren belehrt. Denn im Himalaya ist das Abenteuer noch lange nicht zu Ende. Begonnen hat das Abenteuer mit einem Traum, fortgesetzt wird es in diesem Buch, abgeschlossen wohl niemals.

Deutsche Geschichte in Bildern und Zeugnissen

Deutsche Geschichte

Wieder so ein Buch, das man sofort im Regal entdeckt. Und das auch – trotz seines Umfanges – kompakt über die vergangenen anderthalb Jahrtausende berichtet. Nachweislich berichtet! Ein Museum in Buchformat, denn das Deutsche Historische Museum Berlin steht hinter dieser Ausgabe, welche nun in der dritten Auflage vorliegt. Die Deutsche Geschichte hat keinen guten Ruf. Zu frisch sind immer noch die Wunden der Nazizeit. Doch Geschichte begann nicht 1933! Sie begann viel früher. Klingt simpel, ist aber wichtig zu begreifen. Die Macher beginnen sogleich auch mit dem Wort Deutsch. Woher kommt es, was bedeutet es? Es stammt vom germanischen Wort für Volk „thioda“. Und im Laufe der Zeit wurden die zum Volk zugehörigen Deutsche.

Da hat man gerade mal fünf Prozent des Buches geschafft und schon was Essentielles gelernt. Und das geht Seit für Seite so weiter…

Adlerpult, Schwerter, Portrait von Karl des Großen, Designobjekte, auf denen sich große Denker niederließen, modische Entwicklungen, Propagandaschriften etc. Geschichte in Bildern und Objekten im Museum und nun in Buchform. Leid und Freud zwischen zwei Buchrücken. Als Einordnung einprägsame Texte, die keine zweite Meinung zulassen.

Ein Volk ohne Geschichte hat keine Wurzeln. Wer seine Ursprünge nicht kennt, wird sich und sein Land, seine Menschen nicht verstehen und sich nicht einfügen können. Oder vieles falsch verstehen!

„Deutsche Geschichte in Bilder und Zeugnissen“ ist mehr als nur ein Versuch eintausendfünfhundert Jahre irgendwie abzubilden. Es ist das generationsübergreifende Nachschlagewerk für Jedermann. Ernste Schriften stehen im Wechselspiel mit prunkvollen Schmuckstücken, technische Errungenschaften neben ihren Erfindern. Wie, wann und warum die Geschichte verlief wie sie es tat, ist oftmals noch ein riesiges Rätsel. Dieses Buch knabbert ein wenig an den Mythen und Legenden und legt die wahren Gegebenheiten frei. Während in der Schule Jahreszahlen auswendig lernen das Bild von Geschichte prägten, sind es in diesem Band einzigartig erhaltene Fundstücke, die die Geschichte lebendig werden lassen. Es ist außerdem ein Appetitanreger auf einen Museumsbesuch, der lange nachwirken wird.

Insofern ist es nicht einfach nur „wieder so ein Buch“. Es ist DAS Buch deutschen Geschichte!

Pflanzen einfach bestimmen

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Die Abgeschiedenheit von Wiesen, Wäldern und anderen erholsamen Flecken sind die wahren Kraftspeicher und Tankstellen des Lebens. Einmal tief einatmen und die Sorgen des Alltags sind wie weggeblasen. Die Natur unter den eigenen Füßen spüren, krachend, sanft nachgebend, betörend, alle Sinne ansprechend. Wer in die Natur eintaucht, weckt nach und nach auch sein Interesse dafür. Und jetzt kommt der Punkt, an dem sich wissbegierige Forscher von den Rasentretern trennen. Denn jetzt ist der Punkt erreicht, an dem der Natur kleine Rätsel entrissen werden (können). Pflanzen bestimmen.

Puh, das war noch nie leicht! Oma und Opa, die konnten das noch! Die wussten worin sich ein Schnee- von einem Maiglöckchen unterscheidet. Klar, kann man nun sein Smartphone zücken, googeln und dann laut in die Welt hinaus schreien, was man da entdeckt hat. Der Zahn der Zeit! Gleich noch ein Selfie á la „Me and my Buschwindröschen“, Lippen geschürzt und ab ins Netz. Und aus den Augen, und somit auch aus dem Sinn.

Nee, nee, nee. Dieses Buch lädt zum klassischen Erkunden der heimischen Flora ein. Blättern nicht Wischen. Forschen nicht Suchmaschinen durchforsten. Genau beobachten statt flüchtige Blicke. „Schritt für Schritt einheimische Arten kennenlernen“, heißt es im Untertitel. Kennenlernen ist das Zauberwort. Nicht einfach nur entdecken und dafür Punkte kassieren. Angenehm, Grauweide. Sehr erfreut, ich bin Berula errecta, Viele kennen mich auch als kleiner Merk oder Berle. Ich werde bis zu 80 Zentimeter hoch und blühe von Juni bis August. Als Kuppler zwischen den beiden Unbekannten (Betrachter und Pflanze) ist dieses Buch jederzeit bereit. Alles in Allem fast siebenhundert Mal, sechshundertvierundsiebzig Mal, um genau zu sein.

Und jetzt kommt die Nachhaltigkeit um die Ecke. Ein social-media-post steht online, wird maximal noch „geliked“, und hat nun seine Schuldigkeit getan. Ein Buch wie „Pflanzen einfach bestimmen“ währt wahrhaft ewig. Man stellt an exponierter Stelle ins Regal, und holt es dann und wann wieder hervor. Ein Leben lang! Ein echter Freundschaftsdienstleister, der stets mit Rat zu Seite steht, wenn selbiger erforderlich ist. Und ein ganz normaler Spaziergang wird von nun an zu einer echten Forschungsreise. Für manche Grastreter ist es ein Wissensauffrischer, für Einige Neuland, für Alle eine Offenbarung. Wenn in den Medien wieder von Naturzerstörung die Rede ist, denken viele an umgeknickte Bäume. Doch welche Bäume? Wenn von Rodungen gesprochen wird, kann man anhand der Erläuterungen mögliche Opfer benennen. Oder von Vornherein sagen, welche Arten vor Ort schützenswert sind.

Eine weitere Handhabungsmöglichkeit ist die, sich einfach mal wieder mit dem zu beschäftigen, was seit Jahr und Tag vor der eigenen Haustür vor sich geht, was schon immer da war und hoffentlich auch immer da sein wird. Wer auf Wanderschaft durch die heimische Flora geht, wird in diesem Buch einen eloquenten und sachkundigen Begleiter finden. Auch wenn er ihn bis jetzt nicht gesucht hat.

Albpanorama

Albpanorama

Die Schwäbische Alb sieht von oben aus wie ein Keil, der sich zwischen Bodensee und Rhein gedrängt hat. Als ob sie im Spiel der Augenweiden auf sich aufmerksam machen will, e sich ihren Platz in der Geographie des Ländles gesucht, und gefunden. Vielen ist die Schwäbische Alb als Heimstatt der Hohenzollern mit ihrer gleichnamigen Burg ein Begriff.

Hartmut Schenker macht seinem Namen alle Ehre und beschenkt den Leser mit einem breitformatigen Bildband, der diesem 200 km langen Mittelgebirge ein bildstarkes Denkmal setzt. Nebelschwaden am Morgen, während der Tag langsam die ersten Sonnenstrahlen empfängt. In zarte Gelbtöne getauchtes Land rund um Reutlingen, das die Erhebungen kontrastreich aus der Ferne direkt vor das Auge des Betrachters führt. Vor Kraft strotzende Landschaften, die nur einen Schluss zulassen, nämlich den, dass man nun wirklich alles gesehen hat, was Mutter Natur zu bieten hat.

Dem Begriff Mittelgebirge schwingt immer die negative Wortdeutung „mittel“ bei: Mittelmaß, nicht so sehr vornweg, auch nicht hinterher hinkend, dennoch nie an der Spitze. Wer das glaubt, wird durch die doppelseitigen Panoramaabbildungen schnell eines Besseren belehrt. Feuriges Rot, in sanftes Morgenblau getauchte Winterlandschaften, saftiges Grün über den sonnenbedeckten Hügeln der Alb. Eine echte Liebeserklärung an das südwestlichste deutsche Mittelgebirge!

Geduld beweist Hartmut Schenker auch, wenn er auf den richtigen Moment wartet abzudrücken. Nämlich genau dann, wenn der Himmel sein Wolkenspiel der Wildheit der Natur angleicht. Bizarre Wolkenformationen und manchmal sogar eine Sternenschnuppe über schattigen Erhebungen. Er spielt nicht mit den Naturschauspielen, er lässt sie posieren. Streng und lebensfroh zugleich zeigen sich Berge und Täler gleichermaßen verlockend und einladend. Klare Linien und verschwommene Konturen lassen das Reisefieber steigen bis zu dem Punkt, an dem das Buch sich leider dem Ende neigt. Mensch und Natur scheinen hier noch im Einklang zu leben. Die roten ziegelgedeckten Dächer der Ortschaften fügen sich harmonisch ins Gesamtbild zwischen Heidenheim und Tuttlingen, zwischen Göppingen und Ulm ein. Nur so manches Gebäude, wie das Ulmer Münster, will der Umgebung Paroli bieten. Aussichtslos!

Wer von nun an Albträume hat, wacht nicht mehr schweißgebadet am Morgen auf, sondern träumte von einzigartigen Aussichten, kolossalen Naturschauspielen und königlichen Landschaften.

Junior Fußball-Quiz

Junior Fußball Quiz

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Zehn – zehn heißt die Zauberformel, die jedes Fußballerherz höher schlagen lässt: Denn vom 10. Juni bis zum 10. Juli trifft sich die europäische Kickerelite in Frankreich um ihren Meister zu suchen und zu küren. Aus der Masse der spielerischen Must-Haves sticht dieses Spiel für Nachwuchs-Balltreter heraus. Einhundert Spielkarten mit Fragen, die selbst jahrelang trainierte Fußballgenies ein Fragezeichen auf die Stirn zaubern.

Das Spiel ist zwar dem Namen nach für Junioren gedacht, aber so mancher Fußballfan, der den D-und C-Kadern längst entwachsen ist, wird an den Fragen seine Freude haben. Vor allem die kuriosen Fragen zu fragwürdigen Entscheidungen (und das betrifft nicht nur Wembley 1966 – es war kein Tor!!!) lassen das Fußballerherz höher schlagen. Eine Antwort sei an dieser Stelle gestattet. Russland verlor bei den Olympischen Spielen 1912 in Stockholm gegen Deutschland. Aus Frust darüber weigerte sich Zar Nikolaus die Kosten für die Heimreise zu übernehmen. Damals ein Drama, heute würde das eher ein Schmunzeln über die Gesichter der Spieler huschen. Mehr nicht! Wie sich die Zeiten doch ändern…

Die Antworten sind in einem lustig gestalteten Antwortbüchlein kurz und knapp festgehalten. Und wer die meisten Antworten kennt, geht als verdienter Sieger vom Platz. Dann muss aber schon wissen, welches die größte Tordifferenz in einem offiziellen Länderspiel war. Oder aus welchem Material die ersten Fußbälle bestanden. Oder oder oder. Fußball ist so bunt und vielfältig wie dieses Kartenspiel. Und nicht minder emotional!