Archiv für den Monat: Juli 2015

Cervelat – Die Schweizer Nationalswurst

AS Verlag

Das Suchen hat ein Ende: Das ungewöhnlichste Buch des Jahres ist auf dem Markt! Und es geht um die Wurst. Nicht irgendeine Wurst. Um eine Nationalwurst. Die Cervelat-Wurst. Was macht eine Nationalwurst aus? Beispielsweise, dass jeder Durchschnitt alle zwei Wochen einmal einhundert Gramm Cervelat zu sich nimmt. Jeder Metzger, der etwas auf sich hält, ein eigenes (Geheim-)Rezept hat. Oder das jedes Volksfest ohne sie nicht als Volksfest bezeichnet werden kann. Oder dass sich Künstler damit beschäftigen. Oder dass sie immer weiter entwickelt wird. Ja, der Cervelat ist eine Nationalwurst. Genauso wie feststeht, dass wer ein Buch zu diesem Thema veröffentlicht, es aus tiefstem Herzen tut.

Natürlich zaubert das Buch erstmals ein Schmunzeln ins Gesicht des Betrachters. Der erste Schritt ist getan. Ein Buch über ‘ne Wurst. Dann nimmt man es in die Hand – zweiter Schritt. Ein bisschen darin herumblättern. Spieße? Wie das? Weiterblättern! Ah ja, Wurst – Feuer – Grillen – Spaß haben. Jetzt wird’s klar! Die Wurst als Sozialisationsinstrument.

Die Wurst als Kunstobjekt, auch das ist Cervelat. Madame Tricot nennt sich eine Künstlerin, die – der Name verrät es – alles Essbare strickt. Ein ganzer Kühlschrank voll kulinarischer Köstlichkeiten. In der Schweiz darf da der Cervelat nicht fehlen! So lebensecht, dass man gleich reinbeißen möchte.

Der mehrfache Schweizer Grilliermeister Ueli Bernold erhebt den Cervelat mit seinem Fachwissen in den Stand einer Gourmet-Mahlzeit. In der Boucherie Droux & Fils in Estavayer-le-Lac im Kanton Freiburg wird das Handwerk zur Kunst erhoben.

Ob nun als Luxusobjekt, hübsch dekorativ angerichtet auf feinstem Porzellan oder auf die Hand (oder, wie das Buch, auf Pappe) der Cervelat ist aus dem Schweizer Alltag nicht mehr wegzudenken. Herausgeber Heinz von Arx hat mit Beat Caduff (Rezepte), Peter Krebs (Texte) und André Roth und Marc Schmid (Fotos) ein Buch kreiert, das nach anfänglichem Schmunzeln zu einem ernstzunehmenden Werk reift. Die gesamte Bandbreite der Betrachtung erstaunt mit jedem Umblättern den Leser mehr und mehr. Was alles möglich ist, wenn man ein Thema gefunden hat?! Bei über vierhundert Sorten Wurst, die in der Schweiz hergestellt werden, beweist dieses Buch, warum ausgerechnet der Cervelat so beliebt ist. Und noch beliebter werden wird. Denn jetzt kann jeder, der diese Wurst noch nicht kennt – das können eh nur Zugereiste sein – der Wurst auf den Grund gehen. Leider hat dieses Buch auch mal ein Ende, im Gegensatz zur Wurst: Die hat zwei.

In Liebe, Muschelkalk

In Liebe, Muschelkalk

Muschelkalk, ein ungewöhnlicher Kosename für eine Frau, um die man sich so bemüht hat und die man bedingungslos liebt. Ja, Hans Bötticher ist um einiges älter als sie, Leonharda Pieper. Doch was ist so besonders an ihr und den beiden, dass ihnen eine Biographie gewidmet wird? Nun, Hans Bötticher war Humorist im besten Wortsinne und als Joachim Ringelnatz schon zu Lebzeiten bekannt und geschätzt. Und hätte sich ohne seinen Muschelkalk bei Weitem nicht so frei entfalten können wie er es tun konnte.

Muschelkalk war die Tochter eines Bürgermeisters aus Rastenburg in Ostpreußen, aus gutem Hause wie man so sagt. Als junges Mädchen ging sie nach Eisenach, um Französisch und Englisch zu lernen. Ihre Mentorin war mit eben diesem Hans Bötticher bekannt. Der war erst gar nicht so sehr angetan von der jungen Maid am dem Osten. Der nicht gerade als Kostverächter bekannte Hans hatte hier und da seine Liebeleien, eine Eigenschaft, die er ein Leben lang nicht ablegen konnte. Doch fanden Muschelkalk und Bötticher dennoch zusammen.

Der verlorene Krieg verbot es Kriegsteilnehmern sich an dem Ort niederzulassen, an dem sie zuvor tätig waren. Ringelnatz – wie er sich schon bald nennen wird – muss eine gut bezahlte Stelle aufgeben. Muschelkalk arbeitet im hunderte Kilometer entfernten Godesberg im Rheinland. Ihre neue Heimat wird München. Hier tritt Ringelnatz auf, schreibt und ist so was wie eine lokale Berühmtheit. Das erlaubt ihm Muschelkalk zu sich zu holen. Bald wird geheiratet.

Ihr Leben ist von fast vollkommener Harmonie geprägt. Er bringt das Geld nach Hause (oft reicht es dennoch nicht), sie wird zur Hüterin der guten Stube. Eine Aufgabe, die sie erst lernen muss. Er schreibt ihr herzige Briefe von unterwegs, sie lernt kochen, waschen und den Haushalt führen. Seine Liebschaften verzeiht sie ihm, denn er ist es, der ihr das Leben zeigt. Aus heutiger Sicht ein eher unzumutbarer Zustand, doch befinden wir uns in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts.

Nach mehreren Schicksalsschlägen binnen weniger Jahre – die eine Schwester ertrinkt, eine andere begeht Selbstmord, der Vater stirbt – muss Muschelkalk auch ihren geliebten Joachim Ringelnatz ziehen lassen. Die Nazis hatten ihm Auftrittsverbot erteilt, die Einnahmen schwinden rapide. Ein Jahr nach der Machtergreifung Hitlers verstirbt Ringelnatz.

Muschelkalk hat zu diesem Zeitpunkt Kaiserreich, Krieg, Republik, Inflation und aufkommenden Nationalismus erlebt – immer starke Männer an ihrer Seite – da ist sie gerade mal Mitte dreißig. Kurz vor der Hälfte ihres Lebens.

Sie arbeitet in Berlin als Lektorin für Rowohlt, übersetzt Thomas Wolfe, zu dessen Ruf in Deutschland sie entscheidend beigetragen hat. Kurze Zeit später heiratet sie erneut. Julius Gescher, Arzt und Freund, der Ringel und Muschelkalk schon vor Jahren kennenlernte. Doch er überlebt den Krieg nur wenige Tage.

Den Nachlass von Joachim Ringelnatz verwalten, den Dichter nicht in Vergessenheit geraten lassen, wird ihre große Aufgabe. Immer wieder gibt es Ringelnatz-Abende und Neuauflagen mit seinen Werken. 1977 stirbt auch Leonharda Ringelnatz, geborene Pieper, Muschelkalk genannt. Sie wird im Grab ihres zweiten Mannes begraben. Ringelnatz‘ Grab ziert seit jeher eine Platte aus … Muschelkalk.

Barbara Hartlage-Laufenberg gibt der besseren Hälfte Ringelnatz‘ ein Gesicht und eine Stimme. Bis war sie unbekannt, selbst Wikipedia erwähnt sie nur im Zusammenhang mit anderen Artikeln. Sie war mehr als nur die Frau hinter dem großen Dichter. Ihr ist es zu großen Teilen zu verdanken, dass bis heute Ringelnatz-Abende veranstaltet werden und der Dichter hüben wie drüben nicht in Vergessenheit geraten ist.

Die geheimnisvolle Welt der Pilze

Die geheimnisvolleWelt der Pilze

Auch wenn dieses Buch für Kinder geschrieben ist, so ist es nicht allein nur für Kinder gemacht. Auch die Erwachsenen können – ja, sie sollten – dieses Buch in die Hand nehmen bevor es in die Pilze geht. „Das Natur-Mitmachbuch…“ heißt es im Untertitel. Eigene Aufzeichnungen und Bilder sind in diesem nicht nur willkommen, sie sind wichtig, um dieses Buch zu komplettieren. Ein unfertiges Buch? Nein, aber die eigenen Aufzeichnungen machen es erst zu einem wertvollen Nachschlagewerk, das jede Pilzsaison immer wieder zu Rate gezogen werden kann.

Pilze wachsen nicht in Konservendosen, sondern in der freien Natur – für viele die erste Erkenntnis. Gleich auf Seite Sechs ist der Leser zum ersten Mal gefragt. Wo wurden die ersten Pilze gefunden? Da viele Angst vor den schwer zuzuordnenden Pilzen haben, war es für die Autoren Frank Lüder wichtig diese Angst zu nehmen. Pilze kann man anfassen, essen nicht. Schon gar nicht roh!

Wer durch den Wald stromert, wird früher oder später auf den einen oder anderen Pilz stoßen. Was nun? Anschauen erwünscht. Anfassen – dass weiß der Leser ja schon – erlaubt. Abbrechen – muss nicht sein. In den Mund nehmen – bloß nicht, wenn man nicht weiß, welcher Art der Pilz angehört! Aufschreiben, wann und wo man den Pilz gefunden hat: Erwünscht!

Die detektivische Pilzreise trägt die ersten Früchte, wenn man liest, dass manche Pilze nur an bestimmten Bäumen leben können. Kleine Rätsel machen die Jagd zu einer echten Wissensreise. Die Lösungen gibt es am Ende des Buches.

Ein kleines Einmaleins der Speisepilze, den richtigen Umgang, Arten, Merkmale, Regeln beim Sammeln und viele andere Kriterien rund ums Pilzesammeln führen den Leser in die geheimnisvolle Welt der Pilze ein. Ob nun Groß oder Klein jeder wird mit jeder gelesenen Seit zum Experten. Immer wieder kann (und sollte) man eigene Entdeckungen niederschreiben. Wenn das Buch in der ersten Saison nicht vollständig wird, hat man in der Folgezeit immer wieder die Möglichkeit die Seiten zu vervollständigen.

Dieses Buch ist ein Buch für Generationen. Jede Aufzeichnung trägt dazu bei das angeeignete Wissen zu konservieren und auszubauen. Die zahllosen Abbildungen erlauben eine genaue Bestimmung und Einordnung der Funde. Und selbst, wenn man nicht die nötige Sorge walten ließ, gibt es in diesem Buch Hilfe unter anderem in Form von Links zum richtigen Verhalten bei Vergiftungen.

Schlangentanz – Reisen zu den Ursprüngen des Nuklearzeitalters

Schlangentanz

Wenn man eine Stadt oder eine Region mehrmals bereist hat, aber immer noch der Meinung ist Neues erleben zu können, dann ist es an der Zeit seine Urlaubsplanung thematisch auszurichten. Paris auf den Spuren Picassos. Oder Sizilien kulinarisch. Oder Belgien auf den Schlachtfeldern, ist ja gerade sehr angesagt. Doch wie plant man eine Reise in die Vergangenheit, zurück zu einem schrecklichen Ereignis? Zeitreisen sind und bleiben Phantasie.

„Schlangentanz“ ist real, Patrick Marnham auch. Und er macht eine Reise, die seit siebzig Jahren unternommen werden kann, auf die aber jeder Humanist gern verzichten kann: Eine Reise zu den Ursprüngen des Nuklearzeitalters. Oder zu den Wurzeln des Übels, den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki.

Das Verblüffende ist, dass er nicht in Laboratorien seine Reise beginnt, oder mit Interviews mit Hinterbliebenen von Opfern und Wissenschaftlern, sondern in Belgien. Brüssel genauer gesagt. Im Justizpalast. König Leopold verleibte sich durch einen geschickten Schachzug Kongo ein. Belgisch-Kongo war jahrelang der dunkelste Ort auf Erden. Völkermord, gnadenlose Ausbeutung der Bodenschätze und ein nahezu rechtsfreier Raum entstanden. Hier wurde auch das Uran gefördert, das zu Forschungszwecken in die USA geliefert wurde und aus Angst vor dem „bösen Russen“ und den noch viel verachtenswerteren Naziregime in Deutschland die Grundlage der ersten beiden Atombomben diente. Das Ergebnis ist bekannt: Bis heute sind die Nachwirkungen von „Little Boy“ und „Fat man“ spürbar.

Die Reise führt ihn weiter nach New Mexico. Einen Staat, einer Region, dessen Geschichte auch nicht immer nicht immer von strahlender Zukunft geprägt war. Kriege, Massaker, Zankapfel zwischen Streitmächten gehören genauso zu New Mexico wie Jahrtausende alte Indianerkultur. Hier wurden die beiden Bomben mit den unverfänglichen Namen ersonnen.

Auf seiner Reise wird der Autor von vielen seiner Kollegen begleitet. Joseph Conrad und Aby Warburg waren genaue Beobachter der von ihnen besuchten Regionen und Kulturen. Conrad im Kongo, Warburg in New Mexico.

Ein weiterer Deutscher – Warburg war Deutscher, der Pole Conrad schipperte von England aus nach Afrika – Joseph Oppenheimer gehört zu illustren Reisegesellschaft. Als Vater der Atombombe sollte er in die Geschichte eingehen, ein Ruf, der ihn ein Leben lang anhaftete und der ihm nicht schmeckte.

Alles was mit Atom zusammenhängt, hat einen bitteren Beigeschmack. Hiroshima und Nagasaki sind Synonyme für die perfide Verwendung der im Grunde fortschrittlichen Entdeckungen. Wohl auch daher rührt die Angst vor dieser Technologie. Erst vor wenigen Jahren wurde es wieder einmal offensichtlich, dass Forschung und Fortschritt auch gravierende negative Nebenwirkungen haben: Fukushima. Bis in eine weit entfernte Zukunft wird dieser Fleck Erde nicht mehr zu besiedeln sein.

John Marnham ist nicht der Erste, der durch das Atomzeitalter reist. Viele haben sich versucht und sind daran zerbrochen. Marnham ist aber kein Forscher auf dem Gebiet der Nukleartechnologie, er ist Beobachter, Geschichte-Erzähler in der reinsten Form. Er wertet nicht, er beobachtet und notiert. Dem Leser wird eine neue Sichtweise auf das Thema Atom eröffnet. Spannend wie nie zuvor, einem Krimi gleich – Marnham hat unter anderem auch eine Biographie über Georges Simenon veröffentlicht – reist der Leser zu fremden Kulturen, in ferne Länder und durch die Labore der Welt.

Wiener Witz

Wiener Witz

 

Einen Hang zum Morbiden sagt man den Wienern nach. Todessehnsucht. Naja, so arg ist es dann doch nicht. Aber einen ganz eigenen Witz und Charme kann man den Bewohnern der österreichischen Hauptstadt nicht absprechen. Den Beweis liefert Richard Weihs mit seinen eintausenddreihundertdreiunddreißig Wuchteln. Achtung Wortspiel: Sie sind alle eine Wucht. Sie stammen nicht alle aus der Feder des Autors, er hat sie gesammelt und für alle Wiener und Wienbesucher in diesem Buch vereint.

Dieses Buch ist eine langwierige Aufgabe. Denn alle Seiten komplett und auf einmal zu lesen, würde dann doch jedes Zwerchfell zum Bersten bringen. Immer stückchenweise, maximal eine Seite pro Tag. Dann ist man auf der sicheren Seite, wenn beim Heurigen gefrotzelt wird: „A so a hundsgemeiner Hundling, des Hundstuttl, des hundsordinäre!“. Oder man hält es mit Georg Kreissler: Wenn einer fragt, was denn heute noch so ansteht, kann man – mit Wiener Zungenschlag am besten mit „Geh’n mer Tauben vergiften im Park“ kontern. Bitte nur als Zitat verwenden!

Witz, also das Wort Witz, bedeutet im Wienerischen nicht zwangsläufig einen Schenkelklopfer, vielmehr ist es ein anderes Wort für Frechheit. Wer also WitzE erwartet, kann seine Erwartungen gleich auf dem Zentralfriedhof begraben. Wer aufmerksam liest, kommt schnell dahinter was sich hinter dem Schmäh, den man den Wienern nachsagt, verbirgt. Wer sich „Wiener Witz“ zulegt, bekommt einen echten Ratgeber für Wiener Umgangsformen. Doch sollte man es nicht übertreiben! Wer permanent mit Sprüchen um sich wirft, könnte in den Verdacht des Anbiederns kommen. Und dann haben die Wiener Sprüche drauf, bei denen jedem Touristen die Ohren schlackern werden. „Er hot vü mitgmocht – owa do kummt a nimma mit!“, versteht jeder und ist wohl eher noch die harmlose Variante der dann folgenden Tiraden. Dieses kleine Büchlein ist als Ergänzung zur Vorbereitungslektüre auf die Donaumetropole zu verstehen. Ein Leckerli zum gebundenen Infopaket. Immer wieder gern kramt es heraus und amüsiert sich über die Sprüche. Diese sind zweisprachig abgedruckt: Einmal im Original, und einmal auf Hochdeutsch. Das versteht dann wirklich jeder!

Geballte Wut

Geballte Wut

Der Titel lässt es vermuten, dass es sich nicht um Kaninchenzucht handelt. Ein Jugendlicher mit gezücktem Messer: Der Plot scheint klar. Autorin Petra Ivanov lässt ihren Helden Sebastian einen Hindernislauf der Brutalitäten durchlaufen. Sebastian ist kein besonders guter Schüler gewesen. Deswegen sitzt er nicht auf der Anklagebank. Viele Freunde hat er auch nicht. Auch diese Tatsache allein hat ihn nicht hierher gebracht. Blitz und Mike sind seine Freunde. Blitz, der Nachbarsjunge, bei es immer so sauber, wie geleckt aussieht, ist wohl sein einziger Freund. Ein bisschen Neid von Sebastians Seite hat dazu beigetragen, dass sie so was wie unzertrennlich sind.

Die Freundschaft bekommt Risse als Blitz Thomas König zu sich einlädt. Thomas ist so was wie der erklärte Todfeind von Sebastian. Er demütigt den unsicheren Teenager bis … ja, bis Sebastian sich zur Wehr setzt. Bam, Bam. Fäuste sagen mehr als Worte. Seitdem herrscht Waffenstillstand. Bis Sebastian Thomas bei Blitz wiedersieht. Er solle verschwinden. Blitz‘ Reaktion fällt anders aus als erhofft. Der steht zu Thomas. Sebastian antwortet in gewohnter Manier: Bam. Bam. Thomas sitzt da. Blitz‘ Sportpokale purzeln auf ihn hernieder. Einer so unglücklich, dass Thomas‘ Schädel blutrot überströmt wird. Einer der Gründe, warum Sebastian jetzt da ist, wo er ist. Vor Gericht.

Kevin, Goran, Noah – Seb hat nun Freunde. Alle helfen ihm, wenn es mal nicht so läuft wie es soll. Alkohol ergaunern? Kein Problem! Ein Springmesser? Erst recht nicht. Nur für die Lehrstelle ist sein Vater zuständig. Als Koch im Hotel. Wieder wird Sebastian fremdbestimmt. Küchenalltag. Dem kann er endlich entfliehen als er Isabella kennenlernt. Zuerst ist er einzig allein von ihren körperlichen Vorzügen angetan. Als sie ihn wahrnimmt, ist es endgültig um ihn geschehen.

Bisher war die einzige Konstante in Sebastians Leben der Weg nach unten – jetzt, mit Isabella, scheint es aufwärts zu gehen. Es scheint nur so. Denn auch Isabella ist kein Kind von Traurigkeit. Ein gerissenes Biest, dass Seb heißmacht, zusammen mit ihren Kumpels ausnimmt und an Drogen heranführt. Wieder eine scheinbar heile Welt, die für Seb zusammenbricht.

Der Leser weiß zuerst nicht recht warum Sebastian vor dem Kadi steht. Die Gesetzestexte und die Hinweise aus Therapieanweisungen zu Beginn der Kapitel lassen dem Leser Böses erahnen. Sebastian spricht zum Leser. Denn der ist der Einzige, der Sebastian verstehen kann. Nur er kennt die ganze Geschichte. Eine traurige Geschichte, exzellent recherchiert, brillant geschrieben.

Archäologischer Kalender 2016

Archäologischer Kalender

Im Hier und Heute leben, ohne die Zukunft zu kennen, die Geschichte jedoch sehr wohl. Nicht einfach bei dem riesigen Angebot an Literatur. Manchmal will man einfach auch nur so nebenbei die Ahnen erforschen. Im Zweiwochenrhythmus zeigt der Archäologische Kalender aus dem Philipp-Von-Zabern-Verlag die Geschichte aus erster Hand.

Unsere Vorfahren waren genauso davon besessen, uns ihr Leben darzustellen wie es heutige Künstler tun. Wir, die Museumsbesucher, eifrige Geschichtshungrige, Nostalgiker, haben durch diese Hinterlassenschaften die Möglichkeit unseren Alltag als Weiterentwicklung der Vergangenheit zu sehen. Und wir lernen auch, dass es vieles gab, was heute scheinbar völlig verschwunden scheint. Wer kennt schon noch einen altakkadischen Herrscher? Wohl kaum einer! Aber wir wissen wie er ausgesehen haben könnte. Gleich auf dem Titelblatt dieses Kalenders ist er zu sehen. Wer es ist, ist kaum zu bestimmen. Es soll wohl Sargon von Akkad sein, aber das ist mehr eine Vermutung als bestätigte Tatsache. Fest steht hingegen, dass dieser lebensgroße Kopf fast viereinhalbtausend Jahre alt ist. Wenn der reden könnte…

Alltäglicher wird es ein wenig später, wenn eine Bierbrauerin, bzw. eine Statue einer Bierbrauerin zu sehen ist. Das Original steht im Ägyptischen Museum in Kairo. Auch diese Statue zeigt jemand Unbekannten, ist jedoch fast exakt auf das Jahr 2325 v.u.Z. zu datieren. So ungefähr jedenfalls.

Wie jedes Jahr zeigt der Philipp-Von-Zabern-Verlag anschaulich wie alltäglich Geschichte nachzuvollziehen ist. Beeindruckende Abbildungen von Ausgrabungsgegenständen, die in den Museen der Welt auf Betrachter warten, geben sich im Vierzehn-Tage-Rhythmus die Ehre sich dem Vorüberlaufenden zu präsentieren. Man lernt, was ein Glockenkrater ist. Sieht, was alles aus Bronze gefertigt werden kann. Schaut einer Grabwächterfigur bei der Arbeit zu. Alltagsszenen, Götterfiguren, Scherben – sie alle erzählen dem Betrachter eine Geschichte, ihre Geschichte. Zur Einordnung gibt es auf jeder Rückseite eine kurze Erläuterung. Da bekommt jeder Appetit auf Geschichte!

Magnetlesezeichen Rom

Magnetlesezeichen Rom

Kolosseum ständig im Blick, eine leckere Pizza Margherita und ein köstlicher Chianti ständig greifbar und die Vespa nur wenige Schritte entfernt: So ist Italien. Doch leider sind die schönsten Tage des Jahres zähl- und absehbar, so dass einem nur die Erinnerungen bleiben. Die verblassen oft im Grau des Alltags und man erinnert sich nur noch manchmal und bruchstückhaft an Bella Italia. Man kann sich Souvenirs mitbringen, sie exakt ausgerichtet drapieren und ab und zu abstauben. Aber im Laufe der Zeit gehen sie im Farbenrausch unter. Wer liest, braucht Lesezeichen – ab und zu muss man, ob man will oder nicht, mal kurz innehalten. Diese Lesezeichen sind der Spannungsbogen zwischen Hirnreisen und Urlaub von Zuhause. Eine Ecke ragt immer über den Bücherrand hinaus und zeigt, wo man war, und man erinnert sich wie es war. Sie verleiten zum Träumen und Planen. Am besten passen sie natürlich zu einem Buch über Rom, wie etwas „Himmelfahrt“ von Michael Dibdin, einem echten Rom-Krimi.

Reise Büro

ReiseBüro

Im Urlaub arbeiten? Nein danke! Doch die Annehmlichkeiten, die so manches Büro mit all seinen kleinen Helferlein bietet, werden erst vermisst, wenn man sie dringend braucht. Auch dem Büro Arbeitsmaterialien mitnehmen, ist bestimmt nicht die Lösung. Mal schnell etwas zusammenheften, ob mit Büroklammer oder mit Heftnadeln, das Wichtigste für den Tag farbig markieren, einen kleinen Schnipsel aus einem Prospekt ausschneiden oder einfach nur Eindrücke aufschreiben – da wird das Marschgepäck schnell zum Survival-Kit. Und es bleibt weniger Platz für die wichtigen Dinge des Tages.

Ein kleines Reisebüro wäre doch toll! Elf mal zweieinhalb mal sechseinhalb Zentimeter, das sind nicht einmal Null Komma Zwei Liter – so viel Platz hat jeder. Die Fernwehreise aus dem Moses-Verlag hat schon so manche schlechte Laune im Handumdrehen vertreiben können. Viele nützliche Accessoires bereiten Urlaubern eine vergnügte und unbeschwerte Zeit. So auch dieses Reisebüro. Wer sich im Reisebuch Seiten markieren will, wird sich über die PET Sticky Notes freuen, das ewige Rumblättern („wo stand das denn – eben hatte ich es noch!“) hat nun ein Ende. Du ein bisschen Ordnung im Urlaub muss sein, oder?!

Kurbel Anspitzer

Kurbel-Anspitzer

Ein lustiges Spielzeug im Kindesalter, nützlicher Bürohelfer für die Großen: Der Bleistiftanspitzer. Wer seinen Arbeitsplatz oder Hausaufgabenplatz ordentlich einrichtet, kommt auch voran. Und wird nicht permanent durch das Suchen nach dem richtigen Werkzeug abgelenkt. Knifflige Matheaufgaben mit dem Bleistift Schritt für Schritt lösen, wenn irgendwas nicht passt – Radieren. Wenn die Mine rund ist, das Schriftbild verschmiert, muss nachgebessert werden. Wo ist denn nur der Anspitzer? Und schon ist man raus aus dem Denkmodus und mitten im Suchmodus. Dieser Anspitzer ist groß genug, um nicht im Zettelwirrwarr unterzugehen, klein genug, um nicht die gesamte Arbeitsfläche einzunehmen. Gehört in jede Zuckertüte!