Archiv für den Monat: Juni 2015

Alice im Wunderland – Alice hinter den Spiegeln

Alice im Wunderland

Ein Jahreswechsel ist immer Anlass zurückzuschauen, aber auch an das Kommende zu denken. Welche Anlässe stehen an, welche Jubiläen. Eines ist sicher nur wenigen bekannt. Der 150. Jahrestag des Erscheinens eines der berühmtesten Romane überhaupt: Alice im Wunderland von Lewis Carroll. Am 4. Juli 1865 erschien das Buch zum ersten Mal in den Läden und ist seitdem ein echter Longseller, wurde mehrmals verfilmt und diente als Vorlage für Songtexte.

Neu ist die Gestaltung durch Floor Rieder, die der Gesamtausgabe – bestehend aus „Alice im Wunderland“ und „Alice hinter den Spiegeln“ – den passenden Anstrich verpasst. Als Carroll 1898 starb, waren selbst Floor Rieders Großeltern noch nicht geboren. Dennoch vermag sie es dem Geist des Buches auf ganzer Linie gerecht zu werden. Phantasiereich, farbig, lustig, düster – alles zugleich. Sie verwandt die alte Kratztechnik und mischte sie mit moderner Computertechnik. Grün, orange, schwarz sind die vorrangigen Farben, die dem Leser diese Geschichte so eindrücklich optisch verköstigen.

Ein Lesespaß und Augenschmaus für alle Altersgruppen. Und verwirrend. Denn das Buch muss man drehen, um es komplett lesen zu können. „Alice hinter den Spiegeln“ – der zweite Teil – steht Kopf.

Die Geschichte muss man nicht mehr erzählen. Die ist bekannt. Wenn nicht, dann ist dieser prächtige Band der beste Anlass das Buch endlich in die Hand zu nehmen und in die phantastische Welt von Alice einzutauchen. Vergessen Sie alle Filmszenen – die Schachfiguren tanzen nicht. Lassen Sie die Zeilen auf sich wirken. Das Kopfkino wird sehr schnell einsetzen. Dank Lewis Carroll, der eigentlich Charles Lutwidge Dodgson hieß. Der wohl einzige Mathematiklehrer der Welt, dem Millionen von Schülern ungefiltert folgen.

Steigen Sie hinab ins Kaninchenloch, tauchen Sie in den Tränenteich ein, verfolgen Sie den Proporz-Wettlauf, raten Sie, wer den Kamin herab kommt und decken Sie mit Alice die Karten auf.

Wer „Alice im Wunderland“ nicht gelesen hat, dem wird bewusst nichts fehlen. Wer die Geschichte kennt, ist um ein Vielfaches reicher und wird die Welt mit anderen Augen sehen. Diese Ausgabe beruht auf der originalen Werksausgabe.

Verkannte Pioniere

Verkannte Pioniere

Schnell noch Licht machen, einen Anruf tätigen und die Hände waschen. Alltägliche Vorgänge, die so natürlich sind, dass es schwer fällt sie zu beschreiben. Auf wen die Handlungen, und somit auch die Erfindungen – Hände waschen dient auch der Desinfektion – zurückgehen, mag kaum jemand zu erklären. Viele Erfinder sind eng mit ihren Entdeckungen verbunden. Das Auto mit Carl Benz, das Telefon mit Alexander Graham Bell oder die Dampflok mit Robert Stephenson. Ja, das sollte man meinen. Doch die Geschichte hat uns gelehrt, das selbige immer von den Gewinnern geschrieben werden.

Dieses Buch erzählt die Geschichte derer, die meist im Schatten standen bzw. nie in den Genuss des Sonnenglanzes kamen. Maximal posthum. So wie Nikola Tesla. Heute ist eine Elektroautofirma nach ihm benannt. Zu Lebzeiten (1856 – 1943) galt er als größenwahnsinnig. Nach ihm ist die Maßeinheit für die magnetische Flussdichte benannt. Er war der Gegenspieler Thomas Alva Edisons. Der wiederum war berüchtigt nicht gerade zimperlich mit seinen Feinden umzugehen. Tesla galt als Entdecker des Zweiphasen-Wechselstroms. Wer also heute ein elektrisches Gerät einschaltet, hat dies auch Nikola Tesla zu verdanken. Edison war ein Verfechter des Gleichstroms. Das wäre ein Flackern, wenn sich Edison durchgesetzt hätte.

Wer kennt schon Siegfried Marcus? Auch wenn sich die Gelehrten nicht ganz einig sind, kann man auch ihn als einen der Väter des Automobils bezeichnen. Leider sind nicht alle seine Aufzeichnungen erhalten, so dass es bis heute immer wieder heftige Diskussionen gibt, ob nun er oder doch Carl Benz zum ersten Mal ein Auto erbaut haben. Fakt ist, dass, wer heute den Zündschlüssle herumdreht auch Siegfried Marcus danken sollte, dass er nicht mehr kilometerweit zur Arbeit laufen muss.

Man eine Stadt hat ein Semmelweis-Straße. Straßennamen nimmt man ebenso hin wie die Tatsache, dass es im Krankenhaus sauber ist. Das war nicht immer so. Ignaz Philipp Semmelweis hatte die hohe Sterblichkeit von Säuglingen in Krankenhäusern untersucht. Und kam zu dem Ergebnis, dass dort die Ärzte teilweise dafür verantwortlich gemacht werden können. Teufelszeug! Unfug! Die Halbgötter in Weiß tobten. Doch Semmelweis hatte recht, deswegen wird seit rund eineinhalb Jahrhunderten in den Gesundheitstempeln desinfiziert wo es nur geht. Semmelweis erntete mit seinen Forschungsergebnissen nur Hohn, Spott und Ablehnung.

„Verkannte Pioniere“ setzt den Verlierern der Wissenschaft ein Denkmal. Viele erlangten kurzzeitig Ruhm, wurden über den Tisch gezogen, verstoßen und verhöhnt. Armin Strohmeyr rückt ihre Leistungen wieder in den Sonnenschein des öffentlichen Bewusstseins.

Kuhle Schweizer – Swiss Stars

Kuhle Schweizer

Cooles Wortspiel, das mit dem kuhl und Schweiz. Und es macht sofort klar, um wen es geht: Kühe. Das Schweizer Nationaltier. Fotografin und Autorin Sonja Lacher hat gut lachen. Sie kommt den liebenswerten Viechern so nah, dass sie ihnen ihren Stempel aufdrücken kann. Ihren fotografischen Stempel. Über anderthalb Millionen Rinder leben in der Schweiz, und ein paar davon sind jetzt Swiss Stars.

Sie posieren gelassen vor der Linse Sonja Lachers – so sieht es zumindest aus. So manch ein Rindvieh ließe sich in mancher Situation auch als bl.. Kuh bezeichnen. Was Sonja Lacher niemals tun würde, da merkt man sofort, wenn man die Texte liest. Sie liebt Rinder.

Und die stellen sich in Pose als ob sie nie was anderes getan hätten. Ein Bulle mit prächtigen Kopfschmuck (Hörner) zeigt sich in Maichael-„Air“-Jordan-Pose, nur ohne Basketball und mit Haaren. Andere drehen keck der Kamera ihr Hinterteil zu, wie einst die Kommune 1. Detailliert blickt man ins Auge eines Rinds, und man fühlt sich an „Un chien andalou“ von Luis Buñuel erinnert. Zum Glück nicht so martialisch (mit Rasiermesser).

Majestätisch, gemütlich, hungrig, gierig, niedlich – ach es gibt so viele Worte, die Rinder beschreiben können. Niedlich sind besonders die jungen Kälber. Auch wuchtig gehört dazu. Vollgefressen und zufrieden, darauf wartend, dass es noch Nachschlag gibt. So ein Swiss Star vertilgt gern mal bis zu zwei Zentnern Gras. Pro Tag! Und bringt es schon mal auf fast 200 Liter an Getränken. Wir Menschen kommen locker mit zwei Litern aus.

Sonja Lacher lässt sich Zeit. Über die Schweiz gibt es ja das Vorurteil, dass die Hektik einen Bogen um die Alpenrepublik macht. Was natürlich Quatsch ist. Sonja Lacher weiß jedenfalls, wann sie abdrücken muss, um den idealen Zeitpunkt zu erwischen das Objekt ihrer Begierde ins rechte Licht zu rücken. Der Moment (oder ist es ein Muh-ment?) vor dem scheinbar ersten Kuss. Oder beim Recken nach den süßesten Früchten, die immer viel zu hoch hängen. Oder bei der exakt ausgerichteten Schlafanordnung beim Vor-Sich-Hindösen. Kühe, Rinder, Bullen, Muni – wer auch immer gerade vor der Kamera sich präsentieren will – gelten gemeinhin nicht als die Tiere, deren Bilder man als exotische Trophäen überall herumzeigt. Hier ist der Beweis, dass auch ein vermeintliches Nutztier Starqualitäten aufweist.

„Kuhle Schweizer“ ist ein Buch, das man sich immer wieder anschaut. Als Stimmungsaufheller, mit Kindern, allein, als Ablenkung vom hektischen Alltag, als Reizobjekt für die Sinne. Es gibt unzählige Anlässe das Buch wieder und wieder aus dem Regal zu nehmen.

Vogel Kalender 2016

Vogel Kalender

Taube, Spatz und Krähe – die Artenvielfalt in unseren Städten fristet ein Schattendasein. Selten, dass man mal einen Specht oder ein Rotkehlchen zu Gesicht bekommt. Nur wer ganz genau hinschaut und hinhört, wird für seine Mühen belohnt und erhascht einen Blick auf einen Stieglitz oder eine Goldammer.

Im Jahr 2016 wird Vögel beobachten etwas einfacher. Thorbeckes Vogel-Kalender bietet im Wochen-Rhythmus ein abwechslungsreiches Spektakel, ganz ohne tschirp-tschirp. Auf sechsundfünfzig Kalenderblättern zeigt sich Mutter Natur in gefiederter Geberlaune. Vom riesigen Strauß über Pelikane und Pinguine bis hin zu den Flattertierchen, die unsere Breiten ihr Zuhause nennen: Amsel, Gimpel, Wanderfalke.

Die nostalgischen Zeichnungen sind so exakt, das wirklich jede noch so kleine Feder zu erkennen ist. Die kurzen Texte geben Einblick in die Eigenarten der abgebildeten Flugkünstler und Laufvögel. Ob der kecke Kakadu, die mystische Dohle oder die beschwingte Nachtigall – sie alle bezaubern durch ihre detailgenaue Darstellung und bringen an 365 Tagen im Jahr den Frühling ins Haus. Denn das ist die Jahreszeit, die die kalten Tage vergessen lässt, das Leben nach der grauen Jahreszeit wieder einläutet. Eine Schwalbe macht zwar noch keinen Sommer, doch in der 24. Woche verwandelt sie so manch kahle Wand in ein elegantes Wandbild.

Nostalgie und kurzweilige Wissensvermittlung sind die Stärken des Kalenders, der schon mit dem Umschlagbild die Augen leuchten lässt.

Katalonien

Katalonien

Es gibt Dinge, die gehören einfach zusammen. So wie der FC Barcelona (inkl. dem beeindruckenden Camp Nou) und Lionel Messi. Oder ein Besuch der Sagrada Familia in Barcelona. Und eine Reise dorthin und ein Reiseband vom Michael-Müller-Verlag. Nur mal so als Beispiel. Die Region Katalonien verbindet man meistens mit der vorgefassten Meinung, dass die Katalanen nur eines im Sinn haben: Ihre Unabhängigkeit. Unabhängigkeit und Zusammenpassen – das sind zwei Stichworte, die man bei der richtigen Reiselektüre unbedingt beachten sollte. Denn nichts ist schlimmer als nach der Reise – wie auch immer – erfahren zu müssen, dass man was verpasst hat. Da gibt’s doch was von r…, nee vom Michael Müller Verlag.

Besser gesagt von Autor Thomas Schröder. Liest man sich die Liste von Reisebüchern durch, wird schnell klar: Thomas Schröder kennt sich aus im Süden, eine echte Wasserratte ist er, und das Reisen mit der für seinen Berufsstand typischen Angewohnheit über das Erlebte zu schreiben, liegt ihm am Herzen. Mediziner wissen, dass es ihm demzufolge auch im Blut liegt. Was darf man nun von einem fast fünfhundert Seiten starken Reiseband erwarten, der reichlich dreißigtausend Quadratkilometer dem geneigten Leser nahebringen will? Um es kurz zu machen – der Appetit kommt beim Lesen! Katalonien hat es im Gegensatz zum vergleichbar großen Mazedonien kaum nötig für sich zu werben. Die Touristen kommen eh in Scharen. Thomas Schröder wirbt auch nicht. Er stupst mit Frohsinn und Ortskenntnis den Leser ins Elysium der mediterranen Annehmlichkeiten. Er verzichtet – was eine echte Wohltat ist – auf die Aufzählung der massenhaft vorhandenen Kirchen, Burgen und sonstiger Ruinen der Geschichte. Nicht, dass ein falscher Eindruck entsteht: Alle wichtigen architektonischen, historischen und durchaus sehens- und besuchswerten Hinterlassenschaften sind im Buch sehr wohl vermerkt. Doch Katalonien auf steinerne Monumente beschränken zu wollen, wäre fahrlässig und auf Dauer echt penetrant. Denn Katalonien besucht man nicht nur einmal. Genauso wie man dieses Buch auch nicht nur einmal durchliest. Man könnte fast schon einen extra Platz im Flieger reservieren, so sehr wird einem der Reiseband ans Herz wachsen.

Für ganz Wissbegierige gibt es den typischen Michael-Müller-Service mit prägnanten Tipps zu Unterkunft, Einkehr und zum sonstigen Geldausgeben. Den Anfang bildet eine seitenlange Einführung in Landeskunde und Geschichte. Dieses Buch ist eben mehr als nur ein Reiseband, den man sich vorher mal kurz durchblättert, Katalonien vom Wunschkatalog der Reisen streicht und dann als Staubfänger im Regal ein Eremitendasein fristen lässt.

Wer es abseits von Neckermann und anderen Konzernen diesen Landstrich erkunden will und Katalonien für sich selbst erobern will, braucht Hilfe. Die ist 492 Seiten stark und – auch wenn das sicher keinen Einfluss auf die Reisewahl hat – klimaneutral produziert. Apropos Nachhaltigkeit: Besonderes Augenmerk legt Autor Thomas Schröder auf eben solche Betriebe, denen Kurzsichtigkeit ein Dorn im Auge ist. Wie wär’s denn mal mit einer umweltfreundlichen Reise? Katalonien bietet da mehr als Fast Food und globale Café-Ketten in einer Millionenmetropole. Dieses Buch ist für alle, die das erleben wollen, was nörgelnde All-Inclusive-Früh-Am-Morgen-Schnell-Noch-Die-Liege-Mit-Dem-Handtuch-Belegende-Sich-Im-Recht-Fühlende Sonnenbrändler verpassen werden.

Das Einzige, was man dem Autor vorwerfen kann, ist, dass nicht gleich noch einen Reisegutschein für vier Wochen Katalonien beigelegt hat…

Das Jahrhundert der Manns

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Heinrich, Thomas, Katia, Klaus, Erika, Golo, Michael, Monika, Viktor, Elisabeth und viele andere mussten ihr Leben lag ihren Mann stehen. Der Name Mann hatte und hat Gewicht. Wenn man Picasso als DEN Maler des 20. Jahrhunderts bezeichnet, so sind es die Manns, die mit ihren Schriften dieses Jahrhundert prägten, und deren Wirkung bis heute anhält. Ihnen ein Denkmal zu setzen, ist kein leichtes Unterfangen. Manfred Flügge ist ein ausgewiesener Experte, wenn es um Biografien geht. Mit „Das Jahrhundert der Manns“ schafft er es dem Werk der Manns mehr als gerecht zu werden.

Die Brüder Heinrich und Thomas Mann waren nicht von Geburt an zum Schreiben geboren. Kaufleute in Lübeck waren die Eltern, so sollten es auch die Söhne werden. Doch der Tod des Vaters und der Ruin der Firma wirken im Nachhinein wie ein Wink des Schicksals. Nicht nur, dass beide große Schriftsteller wurden, Thomas Manns (eigene) Familiensaga „Buddenbrooks“ brachte ihm 1929 den Literatur-Nobelpreis ein.

Klaus Mann brachte es einmal auf den Punkt, als er seine Familie charakterisierte. Bedeutend, doch alle mit einem Knacks. Der mächtige Übervater und um so viel erfolgreichere jüngere Bruder Thomas war Fluch und Segen zugleich. Fluch, weil ihm niemand das Wasser reichen konnte, was auch jeder verinnerlichte. Segen, weil der Ruhm des Vaters ein Leben ohne finanzielle Sorgen erlaubte. In München benahmen sich die Mann-Kinder oft daneben. Andere Altersgenossen hatten regelrecht Angst vor ihnen. In einem gerade sich von starren Fesseln lösenden Deutschland waren gerade Klaus und Erika Mann mit ihren offen formulierten Gedanken echte Pioniere. Sie reisten um die Welt, gaben sie Affären hin, spotteten im Kabarett. Die Erziehung ohne Hemmnisse gab ihnen den benötigten Freiraum.

Dass besonders Thomas Mann gern seine eigene Familie in seinem literarischen Werk als Vorlage zu nutzen wusste, ist kein Geheimnis. Durch „Das Jahrhundert der Manns“ werden dem einen oder anderen Leser diese Parallelen offen dargelegt. Auf etwas über vierhundert Seiten lässt Manfred Flügge das vergangene Jahrhundert im Allgemeinen und das der Manns im Speziellen wie in einem Blockbuster Revue passieren. Zahlreiche Anekdoten vermitteln dem Leser das Gefühl in einem wahrgewordenen Roman zu blättern. Doch alles ist echt, alles ist genau so passiert.

Dieses Buch ist mehr als nur eine bloße Abhandlung der Biografien der einzelnen Manns. Hätte schon vor Jahrzehnten der unbedingte Drang nach einer Marke bestanden, wäre der Marketingbegriff „Die Mannschaft“ auf die Familie Mann zugetroffen. Und die deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Herren hätte sich einen anderen (passenderen) Namen einfallen lassen müssen. Aber auch „Die Manns“ kann man (sicherlich auch Dank Heinrich Breloers Dokudrama aus dem Jahr 2001) getrost als Markennamen gelten lassen.

Die Palme und der Stern

Die Palme und der Stern

Wer aufmerksam die Nachrichten verfolgt, weiß sicherlich einiges über Iran, Irak, Afghanistan und Griechenland. Seit geraumer Zeit drängt ein Land wieder in den Fokus der Öffentlichkeit, das in absehbarer Zukunft gewaltigen Veränderungen entgegentritt: Kuba, die größte Insel der Karibik. Mit einem unvorstellbarem Reservoir an bislang teils unterdrückter Kreativität. Leonardo Padura ist Kubaner, er lebt auf Kuba. Er schafft es trotz aller Sanktionen weltweit arbeiten zu könne und Erfolg zu haben. Jetzt endlich ist sein Roman „Die Palme und der Stern“ auf Deutsch erschienen. Er erzählt aus einem Kuba, das noch abgeschottet vom Rest der Welt unter der karibischen Sonne revolutionären Gedanken nachhing.

Der Schriftsteller Fernando kehrt nach Jahren in seine Heimat Kuba zurück. Er wurde einst denunziert, will nun wissen, wer ihn damals verraten hat. Aber er hat auch eine wissenschaftliche Mission. Ein verschollenes Manuskript seines Kollegen José Maria Heredia will er finden und stößt dabei auf eine interessante Biographie.

Virtuos springt Leonardo Padura zwischen den einzelnen Zeitebenen. Fernando Terry in der Gegenwart und José Maria Heredia über ein Jahrhundert zuvor. Beide Biographien ähneln sich. Beide waren Kämpfer für die Unabhängigkeit des Geistes und des Landes. Ihre Exile gleichen sich. Beide kehrten unter Auflagen in ihr Kuba zurück.

Fernando Terry hat vier Wochen Zeit, um die als verschollen gegoltenen Manuskripte José Maria Heredias zu finden. So lange ist sein Kuba-Visum gültig. Es ist eine zermürbende, weil von Vorsicht regierte Suche. Der Dichter aus dem 19. Jahrhundert war Thema seiner Doktorarbeit und einer der drei Gründe für seinen Freund Álvaro Almazán ihm zu schreiben. Die beiden anderen waren, dass seine Mutter oder Álvaro im Sterben liegen. Die Suche führt den Poeten Fernando in die dunklen Geheimnisse einer Freimaurerloge. Im sozialistischen Kuba mehr als nur eine Vereinigung humanistischer Gelehrter. Hier ist Vorsicht mehr als nur geboten. Jedes Wort, jeder Schritt muss wohlüberlegt sein.

Dr. Mendoza, Professor an der Uni in Havanna, und Fernandos Dozent hat als Bibliothekar des Staatsarchives Hinweise auf die Manuskripte gefunden. Was verwunderlich ist, denn die Freimaurer geben niemals irgendwelche Dokumente sie betreffend aus der Hand. Daher und die Tatsache, dass sie niemals über ihre Rituale und Aktionen mit Außenstehenden reden, rührt auch ihr Mysterium. Irgendwas kann da nicht stimmen.

Die Suche nach den Manuskripten gleicht einer Schnitzeljagd. Ist ein Hinweisgeber gefunden, wirft der einen neuen Namen in den Ring. Der poetische Fernando steht am Beginn einer ganz realen faktenbezogenen  Reise.

„Die Palme und der Stern“ ist ein wortgewaltiges Geschichtsdokudrama mit allen Zutaten eines fesselnden Thrillers. Wohlwollend nimmt der Leser zur Kenntnis, dass es auf Kuba sehr wohl Überwachung und Unterdrückung freien Gedankenguts gibt, aber der Alltag nicht weniger spannend ist als im Rest der so genannten freien Welt. Leonardo Padura gelingt es mit scheinbarer Leichtigkeit das Leben auf dem Karibikeiland packend einzufangen, Realität und Fiktion zu einem Netz der Unterhaltung zu spinnen, dass man am Ende der über vierhundert Seiten erstaunt ist, wie schnell die Lesezeit doch vergeht.

Donostia / San Sebastian

Donostia - San Sebastian

San Sebastián – Donostia, zwei Namen, eine Sprache, drei Strände. Und unzählige Kochclubs, in denen die Männer endlich mal die Hosen anhaben. Txokos nennen sie sich und lassen mittlerweile auch ab und zu Außenstehende und sogar Frauen mal mitmachen bzw. an den Tafeln teilnehmen. So viel zum Vorurteil Machismo in der spanischen Gesellschaft. Aber die Donostiarras wie sich die Bewohner San Sebastians nennen, der baskische Name der Stadt lautet Donostia, verstehen sich halt eben in erster Linie als Basken.

Susanne Jaspers und Georges Hausemer haben San Sebastian zu einer ihrer Lieblingsstädte auserkoren. Vielleicht hat auch die Stadt sie als ihre Lieblingsbesucher ausgesucht. Bei Georges Hausemer ist das äußerst schwierig, gilt er doch als das, was man landläufig als Weltbürger, zumindest jedoch Weltenbummler bezeichnet.

Die beiden erleben Donostia – bleiben wir bei der baskischen Bezeichnung, denn hier in dieser Stadt ist die baskische Sprache verbreiteter als beispielsweise in Bilbao. Am Abend flaniert man hier gern am Strand. Nicht jedoch ohne sich stilecht herauszuputzen. Nicht übertrieben, das machen Andere. Dezentes Make up und hohe Schuhe für die Damen und der Pullover lässig über der Schulter für die Herren. Um nicht gleich als Touri erkannt zu werden, sollte man sich in diese Verkleidung stecken. Eine Verkleidung ist aber auch nicht nötig, da Gäste generell willkommen sind.

Die beiden Autoren haben keinen Reiseführer im klassischen Sinne geschrieben. Vielmehr ein Handbuch, ein amuse gueule, einen Leitfaden wie man die Zeit in der Stadt am besten zu seinen Gunsten ausfüllt. Zahlreiche Abbildungen, von den Autoren, untermalen die gemachten Aussagen. In Interviews mit Auswanderern (nach Donostia / San Sebastian) geben diese ihre Lieblingsplätze preis und zeigen die Unterschiede zum Leben in ihrer alten Heimat wieder. Fast jedes Kapitel wird mit einem Zitat von Schriftstellern und Reisenden geschmückt. Ernest Hemingway, Hans Christian Andersen oder auch Kurt Tucholsky wussten schon für über die Vorzüge der Stadt zu berichten und zu schwärmen. Den Abschluss bildet ein kleines Baskenland-ABC, das keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Dennoch ist es ein nützliches Werkzeug für alle, die noch unentdeckte Regionen erkunden wollen.

San Sebastian / Donostia ist 2016 zusammen mit dem polnischen Wroclaw Kulturhauptstadt Europas. Die ersten Sonnenstrahlen werfen mit diesem Buch schon mal die ersten Schatten voraus. Schattenseiten gibt es aber hier nicht, denn Donostia ist die glücklichste Stadt der Welt…

Gebrauchsanweisung für Peru

Gebrauchsanweisung für Peru

Peru ist sicherlich nicht das Land, wenn man an Südamerika denkt. Da halten sich Brasilien, Argentinien und Chile immer noch auf den ersten Plätzen. Was auch gerechtfertigt ist, jedoch Peru bei Weitem nicht gerecht wird. Ulrike Fokken brauchte auch ein knappes Jahrzehnt, um sich endlich durchzuringen Peru zu besuchen. Seitdem lässt sie der Andenstaat nicht mehr los.

Vier Buchstaben, P – E – R – U, auch die Hauptstadt gibt sich bei der Namensvergabe kleinlich, L – I – M – A, die es aber in sich haben. In Lima der Hauptstadt lebt ca. ein Drittel der Peruaner. Eine Stadt, in der man als Tourist einige Viertel meiden sollte. Doch auch eine Stadt, die sich rasend schnell verändert. Kein Shanghai der südlichen Hemisphäre, doch die Entwicklung ist sichtbar. Ulrike Fokken hat vor allem ein Auge für die Menschen Perus. Vertrauen in die Regierung hat keiner mehr. Zu oft wurden sie von ihren Vertretern hinter Licht geführt. Selbst ist der Peruaner. So kommt es auch, dass vor den Toren Machu Picchus auf einmal Lamas auftauchen, obwohl hier wohl einer der wenigen Orte ist, an denen man „normalerweise“ keine Lamas trifft. Touristen gefällt’s, also ist es wohl legitim.

Die Inkas haben in ihrer kurzen Herrscherzeit ein Erbe hinterlassen, das bis heute nachwirkt. Peru und die Peruaner sind sich dieses Erbes bewusst. Und retten, was noch zu retten ist. Wer Peru bereist, tut dies nicht ohne Grund. Parties und endlose Saufgelage gehören genauso wenig zum Touri-Alltag wie ausgedehnte Shopping-Marathons. Berge und Meer sind hier so eng beieinander wie sonst kaum auf der Welt. Auch die Speisekarten sind ein wenig anders als im Rest der Welt. Meerschweinchen sind hier eine Delikatesse, und mit dem einziehenden Fortschritt findet sich dieses possierliche Tierchen immer öfter darauf. Und immer mehr Bauern haben Meerschweinfarmen als Einnahmequelle für sich entdeckt.

„Gebrauchsanweisung für Peru“ ist die ideale Reiselektüre. Tipps zur Anreise, Unterkunft und Ausflugstipps stehen in jedem Reiseband. Doch wie man Peruanern begegnet, wie sie ticken, erfährt man nur in diesem Buch. Mit wachem Verstand erobert die Autorin dieses überaus spannende Land Schritt für Schritt ohne dabei wie einst die Conquistadores verbrannte Erde zu hinterlassen. Es ist immer eine Gradwanderung so genannte Geheimtipps dem breiten Publikum nahezubringen. Wenn jeder weiß wie schön es ist, will jeder hin und über kurz oder lang sieht es aus wie in jeder durchgestylten Großstadt. Ein Café dergleichen Marke reiht sich an Klamottenladen und Fast-Food-„Lokal“. Peru hat noch Vieles, was es zu entdecken gilt. Ulrike Fokken gibt lediglich ihre Eindrücke wieder ohne den Leser dazu zu drängen Peru zu besuchen. Die Sehnsucht steigert sich eh von Seite zu Seite.

Kinder Kochset

Kinder-Koch-Set

Die erste Begegnung mit Arbeit macht jedes Kind in der Küche. Mami – oder auch Papi, wir sind schließlich alle emanzipiert – zuschauen wie sie / er etwas Leckeres auf dem Herd zu bereitet, bedeutet nicht nur der Geruch in der Nase, den man nie mehr vergessen wird, sondern auch das Bedürfnis nachzustellen, was „da oben“ geschieht. Kochen ist niemals nur Nahrungszubereitung oder nur sinnliches Vergnügen. Es ist der erste Schritt zur Selbstständigkeit. Da kann man nie früh genug anfangen. Hier kommt das Einsteiger-Set für die eigene Zukunft! Topf (mit Deckel), Pfanne, Kochlöffel, Schneebesen und Topflappen und Kochhandschuh sowie einem Maßlöffel-Set.

Was kochen wir denn heute? Nudeln! Klar, was sonst! Wasser in den Topf, Deckel drauf, und ab auf den Herd. Immer wieder mal nachschauen, ob es denn schon blubbert. Oh, der Deckel klappert. Es dampft. Jetzt können die Nudeln in den Topf – Kindermundgröße! Immer wieder mal umrühren. Wozu hat man schließlich den Holzlöffel?!

Mmmh … selbst gekocht schmeckt’s immer noch am besten! Und wenn das Kochen mal nicht auf dem Tagesplan steht, kann man auch hervorragend Musik mit dem Topf, Deckel und Pfanne machen… Schließlich ist das Kinder Kochset aus Edelstahl. Also unverwüstlich!