Archiv für den Monat: Mai 2015

City Trip Zürich

Zürich CityTrip

Regelmäßig versuchen sich Ratingagenturen am Katalogisieren der Welt. Bei den teuersten Städten der Welt taucht seit Jahren immer wieder eine Stadt auf: Zürich. Momentan irgendwo um Platz Acht oder Neun. Je nach Untersuchung. Unter dem Schlagwort „Die lebenswertesten Städte der Welt“ rangiert die größte Stadt der Schweiz auf Platz Eins. Tanja Köhler und Norbert Wank wissen warum.

Städte an Seen faszinieren schon allein durch ihre Lage. Das wusste schon die alten Römer und errichteten hier eine Zollstation, Turicum. Bei einem Ausländeranteil von knapp einem Drittel ist es klar, dass hier auch unterschiedliche Kulturen ihren Spuren hinterließen.

Das Erste Kapitel ist mit „Auf ins Vergnügen“ überschrieben. Wohin die Reise geht, ist klar: Egal ob für einen Tag, ein Wochenende, ob als Genießer, Bummler oder Geldbeutelerleichter – Zürich bietet was für alle Sinne. Im Kunsthaus kann man sich an den weniger teuren Skulpturen Giacomettis erfreuen – erst kürzlich wurde der „Zeigende Mann“ für über 140 Millionen Dollar verkauft, Giacometti hält somit Platz Eins und Zwei der teuersten Skulpturen der Welt. Wem das noch nicht reicht, der sollte seinen Zürich-Besuch auf das erste Septemberwochenende legen. Denn dann findet die „Lange Nacht der Museen“ statt.

Nach so viel laufen und Staunen tut ein wenig Erholung gut. Dafür sind die Parkanlagen wie Zürichhorn oder der Belvoirpark an. Auch der Zoo bietet auf 27 Hektar Entspannung und einen herrlichen Blick über Stadt und See. Apropos See: Am Stadthausquai befindet sich das Frauenbad. Und ja, der Name lässt es leise anklingen, es ist nur für Frauen! Seit fast einhundertdreißig Jahren kann man hier planschend den Blick auf Grossmünster und Altstadt genießen.

Große Denker und Dichter hatten schon früh die Stadt für sich entdeckt: Friedrich Gottlieb Klopstock vergnügte sich hier ausgiebig, Gottfried Keller setzte mit seiner „Zürcher Verlobung“ der Stadt ein literarisches Denkmal, Lenin genoss hier ausdauernd sein Exil. Auch Revolutionäre machen mal Pause vom Kampf und erfreuen sich an den bourgeoisen Errungenschaften…

Wer Zürich besucht, braucht Hilfe. Hilfe beim Herausfiltern der zahllosen Attraktionen zwischen Finanzmetropole und lukullischen Höhepunkten, zwischen Shoppingrausch und Museumsbesuch. Die beiden Autoren geben umfassend und knapp zugleich einen kompletten Überblick, was man sich auf gar keinen Fall entgehen lassen darf. In der letzten Umschlagseite ist der Netzplan des öffentlichen Nahverkehrs abgebildet und für Puristen ein Stadtplan beigefügt.

Schwiizertüütsch

Schwiitzertüütschwww.reise-know-how.de, 144 Seiten, 7,90 €, ISBN 978-3-8317-6406-8

Wenn ein Schweizer in seiner Sprache so richtig loslegt einem was zu erzählen, wird’s für die meisten eng. Nichtschweizer Kabarettisten versuchen sich krampfhaft mit Krächzen und endlosen –lis am Ende der Substantive dem Schwiizertüütsch zu nähern. Sie sind alle zum Scheitern verdammt. Doch keine Angst: Ein echter Schweizer kann auch hochdeutsch.

Dennoch ist es doch gerade eine fremde Sprache, die einen Urlaub zu einem Abenteuer macht. Und ein paar Brocken zu beherrschen, lässt einem doch auch nicht einen Zacken aus der Krone brechen, oder?! Die Kauderwelsch-Reihe aus dem Reise Know How Verlag ist praktisch in vielerlei Hinsicht. Zum Einen ist der kleine Sprachführer so handlich, dass er bequem in die Hosentasche passt. Zum Anderen ist er klar gegliedert und hält für jede Situation die richtige Floskel parat. Auch wenn es kein einheitliches Schweizerdeutsch gibt, jede Region pflegt ihren eigenen Dialekt. Wer die Aussprache beherrscht, hat schon mal die Hälfte des Sprachweges hinter sich. Ein h hat im Schwiizertüütsch keine Dehnungsfunktion, sondern wird deutlich gesprochen. Wird ein Vokal lang ausgesprochen, wird er verdoppelt. Das n am Ende von Verben wird weggelasse. Und wenn ein Schweizer eine d Pfane auf den Herd stellt wird erstmal s Rüebli (das e ist stumm und dient dazu das ü lang zu sprechen) im Wasser gekocht und nicht gebraten.

Bis hierhin hat man gerade mal ein Sechstel des Buches geschafft und eine ganze Menge gelernt.

Bis zu Globi, Knorrli und Täät Garee ist es noch ein weiter Weg. Sie können mit diesen Begriffen nichts anfangen? Im Buch wird Ihnen klar wie Sie zu reagieren haben, wenn es so über die Straßen schellt. Egal, ob im Restaurant oder auf der Straße – Konversation gehört nunmal dazu, um eine Stadt, eine Region, ein Land kennenzulernen. Ebenso wie das mehr oder weniger intensive Auseinandersetzen mit der Sprache des Landes. Dieses kleine Büchlein ist ein hilfreicher Ratgeber für jede Situation im eidgenössischen Verbund.

Kalypsos Liebe zum kalten Seerhein

Kalypsos Liebe zum kalten Seerhein

Hätte man vor ein paar Jahrzehnten jemandem gesagt, er solle im Rhein schwimmen, wäre ein entsetzter Gesichtsausdruck die passende Antwort gewesen. Im Seerhein zu baden, ist hingegen eine reine Wohltat. Der Seerhein ist ein kleiner Fluss, der den Unter- und Obersee des Bodensees miteinander verbindet. Springt man in Konstanz gen Westen von der Alten Rheinbrücke ist man mittendrin.

So wie Niks, eigentlich Nikola, aber Niks ist ihr lieber. Sie genießt es – bei jedem Wetter – im Seerhein ihre Seele baumeln zu lassen. Das hält jung, hält frisch. Niks ist, wie man so schön sagt, im besten Alter. Verpflichtungen empfindet sie nur gegenüber sich selbst. Ein grandioses Leben, das sie da führt. Eines Tages tritt ihre Freundin Karen mit einer außergewöhnlichen Bitte an sie heran. Hektor, der 21jährige Spross Karens soll eine Zeit bei Niks wohnen. Er macht ein Praktikum beim Radio und benötigt dringend eine bezahlbare Bleibe. Wie damals. Niks war Nachrichtensprecherin und Karen Praktikantin. Niks besorgte ihr und später ihr und ihrer Freundin eine Wohnung. Für ein paar Wochen bildeten Niks und Karen eine WG.

Niks und Karens Leben verliefen unterschiedlich. Auf der einen Seite die Frau, die ihren Job macht, ansonsten aber familiären Verpflichtungen die kalte Schulter zeigt: Niks. Auf der anderen Seite die kaputte Karriere beim Ballett und die scheinbare Erfüllung in der Familie: Karen. Doch beide Leben verliefen eigentlich nicht froh und glücklich. Niks hat sich in ihren vier Wänden eingeigelt. Vor nicht mal einem Jahr ist sie vom Radio weggegangen und erfreut sich nun dem Rentnerdasein. Ganz ohne Verpflichtungen, wie immer in den vergangenen Jahrzehnten. Und nun hat sie ein Kind, einen Jungen. Einen, auf den sie aufpassen soll. Wie sei beim Radio. Die ersten Gehversuche meistert er ganz ordentlich. Niks’ distanzierte Art lässt kaum Platz für Lob. Hektor irritiert das ein bisschen. Doch Niks ist unfähig ihre eingeschlagenen Pfade zu verlassen.

Doch sie muss sie verlassen. Denn Hektor ist mit einem Mal mehr als nur der abgeladene Sohn einer Freundin und Ex-Kollegin…

Chris Inken Soppa lässt ihre Heldin Niks gegen alles kämpfen, wogegen sie noch nie kämpfen musste. Der jugendliche Trojaner in Niks‘ Hort der Unbeschwertheit wird zum tapferen Recken, der Niks‘ Panzer zu zerschmettern droht. „Kalypsos Liebe zum kalten Seerhein“ ist eine gefühlvolle, wortstarke Geschichte über die Anziehungskraft der Menschen über alle Barrieren hinweg. Ein echtes Urlaubslesevergnügen, das vielleicht Erinnerungen weckt und garantiert zum Nachdenken anregt.

Tod zwischen den Zeilen

23 Tod zwischen den Zeilen

Rausgerissen aus dem Leben, verstümmelte Reste, Raub und Diebstahl: Brunetti hat es dieses Mal nicht mit einem bestialischen Mord zu tun – anfangs – sondern mit einem Diebstahl. In der Biblioteca Merula wurden wertvolle Bücher gestohlen und zerstört. Brunetti kennt die Bibliothek aus Studientagen, doch scheint sie dem Ermittler inzwischen fremd. Kaum eine Erinnerung kann die Gegenwart erhellen.

Bücher wurden gestohlen, einzelne Seiten wurden aus den wertvollen Niederschriften herausgetrennt. Direktorin Dottoressa Fabbiani ist verzweifelt. Wer tut so was nur? Brunettis erste Spur führt ihn zu Tertulian, einem Priester, der immer wieder in den Werken Tertullians liest und deswegen von den Angestellten so genannt wird. Eigentlich heißt er Aldo Franchini, und er war mal Priester. Beim Gespräch mit der Dottoressa über eben diesen Tertullian fällt Brunetti was auf: Tertullian war nur Besucher, interessiert, aber eben nur ein Besucher. Die Dottoressa kenne ihn gar nicht, doch kann dem Commissario sofort Antworten geben, auf Frage, wie nur jemand, dem Tertullian ziemlich vertraut ist.

Die Bücher sind zu einem Großteil Schenkungen einer der angesehensten Familien der Lagunenstadt, deren Oberhaupt die Contessa Morossini-Albani ist. Brunetti kennt die resolute Dame. Sie ist eine Freundin seiner Schwiegermutter. Aber eigentlich ist Brunetti hier gar nicht zuständig, er ist Mordermittler und nicht Schnüffler für Buchverstümmelung.

Seit einigen Fällen lässt Donna Leon ihrem Commissario Brunetti einen gewissen Hauch von Büchervernarrtheit offen angedeihen. War es zu Beginn der Reihe eher seine Frau Paola, die sich an Büchern und Geschichte nicht genug ergötzen konnte, so kristallisierte sich in den vergangenen Jahren auch immer mehr sein Interesse für das Gewesene heraus. Wohl auch deswegen bleibt Brunetti am Ball.

Der Einfachheit halber recherchiert zur Familie Morossini-Albani. Gianni, der Spross der Familie, die einst vier Dogen stellte, ist ein ganz besonderes Früchtchen. Drogen, Partie mit Minderjährigen Mädchen, Diebstahl – er lässt nichts aus und … kommt ungeschoren immer wieder aus dem Schlamassel raus. Solche Leute liebt Guido Brunetti besonders! Die Contessa hingegen ist von anderem Schrot und Korn. Sie liebt und hasst gleichermaßen leidenschaftlich. Und sie weiß, was sich als ehrenwerte Tochter der Stadt gehört: Sie fördert die Kultur. Sie ist spitzzüngig und generös.

Und dann gibt es für Commissario Guido Brunetti endlich einen Mord! Endlich darf er offiziell ermitteln! Und schlussendlich – so viel darf verraten werden – findet er den Schuldigen Papierraubtiger!

Im dreiundzwanzigsten Fall lässt Donna Leon ihre zweite große Leidenschaft, nach der barocken Musik, Bücher und das darin versammelte Wissen in einen ihrer Krimis einfließen. Verstaubte Gewölbe, verstaubte Bibliothekare sind nicht das Terrain, auf dem Brunetti sich bewegen muss. Vielmehr sind es Lebenslust und die Kunst Venedig trotz der Spuren der Vergangenheit im Glanze erstrahlen zu lassen. Und ein Mörder kümmert sich erfahrungsgemäß nur oberflächlich um die Vergangenheit. Um zu entkommen, muss sein Fokus auf die Zukunft gerichtet sein. Und heißt erst einmal Commissario Brunetti!

Wer Donna Leons gelegten Fährten ihres Commissarios durch Venedig folgt, lernt die Lagunenstadt besser kennen als ein Pauschaltourist, der brav dem hochgehaltenen Regenschirm der Reiseleitung hinterher trabt. Die Dramen hinter den teils maroden Fassaden, die einstigen Bewohner der Paläste links und rechts der Kanäle sind zu engen Vertrauten geworden. Wer noch tiefer in die Stadt eintauchen will, muss entweder nach Venedig reisen oder steckt seine Nase in den prächtigen Bildband „Venedig – City Impressions“ von Bernd Rückert – ebenfalls vorgestellt auf dieser Seite. Stimmungsvolle Bilder stellen eine Parallele zu den Ermittlungen von Commissario Brunetti dar. Langsam lichtet sich der Nebel des Unbekannten, um dann mit voller Wucht vor die Augen des Betrachters zu treten. Ein bildgewaltiger Krimi ohne Opfer, es gibt nur Gewinner. Die Leser.

City Impressions – Venedig

City impressions Venedig

Das Verhältnis von Einwohner zu Besuchern beträgt in Venedig Eins zu Hundert. Null Komma Eins zu Eins beträgt das Preis-Seiten-Verhältnis dieses Bildbandes. Klarer Sieg für das Buch! Doch so kann man weder Venedig noch dieses Buch betrachten. Venedig sehen (und nicht gleich danach sterben!) gehört einfach in die Lebensplanung eines Touristen.

Venedig ist mathematisch nicht zu erklären. Venedig genießt man mit all seinen Sinnen. Die Augen laufen über beim Anblick der üppigen Architektur. Das Plätschern des Wassers in den Kanälen lässt den Alltagslärm fast vergessen. Der Duft, der aus den zahlreichen Restaurants strömt verbreitet Urlaubsstimmung. Ein morbider Charme zeichnet Venedig aus. Darin sind sich alle einig. Eine Zerbrechlichkeit, die im Sonnenlicht hervorbricht, bei Nacht sich dem Betrachter in ihrer ganzen Schönheit zeigt.

Auf pechschwarzem Grund präsentiert Bernd Rücker seine Eindrücke. Das Wasser und die Besucher hinterlassen ihre Spuren. Doch auch die Großen ihrer Zeit haben sich in Venedig verewigt. Heutzutage ist es Commissario Brunetti, dessen 23. Fall in diesen Tagen erscheint. Einst waren es Giacomo Casanova und Antonio Vivaldi. Amouröser Provokateur, melodischer Musiker und berechnender Polizist: Venedig ist für jeden da!

Das Buch beginnt mit einer für Venedig so typischen Szene: Ein Anlegesteg für Gondeln. Der Tau (wieder Wasser) tropft leise vom Geländer, das fade Licht der Straßenlaternen taucht die Stadt in einen mystischen Nebel. Der Dogenpalast ist nur schemenhaft als kolossale Silhouette zu erkennen. Der Markusplatz glänzt im zarten Nass der Nacht. Passend zu der Geschichte um Robert, der immer noch im Alltag gefangen ist. Die Stadt wird ihn verschlingen und ihn aufsaugen. So wie es jedem in Venedig geht.

In Einzelbildern wird sein Schicksal zu dem eines jeden Bildbetrachters. Wie im Museum, nur mit dem Unterschied, dass hier offensichtlich eine Geschichte erzählt wird. Einzelne Spots erhellen die Nacht. Lang geöffnete Blenden erzeugen eine stimmungsvolle Atmosphäre. Mit nicht ganz geöffneten Augen – ein wenig verschwommen taucht die Rialto-Brücke aus dem Nichts der Nacht auf. Leichte Wellen lassen die Nacht nicht gänzlich vorüber sein. Das Schwarz-Weiß wird gekonnt durch Farbakzente in beruhigenden Farben ersetzt.

Bernd Rücker verzaubert mit seinen Bildern den zweidimensionalen Spaziergänger durch die Lagunenstadt. Das turbulente Ringelreih der Tauben – die Touristen nur zu gern füttern und dann bitterlich dafür bestraft werden – gehört zum Alltag genauso dazu wie Souvenirkitsch rund um die bekannten Hotspots der Stadt. Es sind die kleinen Details, die diesen Band der Bildbandreihe City Impressions von Vagabond books. Kleine Risse in Mauerwerken, verwittertes Holz an den Gondeln, entspannte Gondoliere, spielende Kinder … Venedig ist so reich an Lebensfreude und Verfall wie keine andere Metropole der Welt.

Oft wird gesagt, dass abseits der Touristenpfade eine Stadt am ehrlichsten ist. Nur will da keiner hin. Keine Postkartenidylle – kein Besuch. Dass es sich lohnt Venedig weit weg von maßlos überteuerten Cappuccini und überlaufenen Sandalenpfaden zu erkunden, wird spätestens ab der Mitte des Buches klar. Hier sieht Venedig nicht mehr so geleckt aus. Hier erholt man sich vom Stress des babylonischen Sprachenwirrwarrs. Hier ist der Himmel blau, weil er blau ist und nicht weil Photoshop es so will.

In der Zwischenzeit ist Robert weiter in die Stadt eingetaucht. Und er ist nicht mehr allein. Emilio und Sarah haben sich zu ihm gesellt. Sie sind die Abwechslung für Robert während seiner Venedigtour. Bei so vielen Eindrücken muss ab und zu eine Pause drin sein. Schließlich wartet noch der Tag noch auf einen krönenden Abschluss.

Der durchbrochene Buchdeckel in Form des Umrisses von Venedig gibt ein wenig die Richtung des Buches vor. Düster und kolossal zu gleichen Teilen. Dieses Buch liest man mehrmals. Als Vorbereitung auf eine unvergessliche Zeit und nach der Rückkehr immer wieder als qualitativ (in jeder Hinsicht) hochwertiges Fotoalbum.

Die komplette Buchreihe City impressions umfasst außerdem die Metropolen Marrakesch, Rom, Paris, Lissabon, Barcelona und Istanbul und ist generell in zwei Sprachen erhältlich, deutsch / englisch und französisch / spanisch.

Claude Monet – Wasser und Licht 2016

Monet

Impressionismus – ach schon wieder so ein Wort, mit dem nur Vertraute was anfangen können. Das sind doch die, deren Bilder man nur aus betrachten kann, da sie sonst wie schlecht vergrößerte Pixel-Leichen aussehen. Ein hartes Vorurteil, dem unbedingt begegnet werden muss. Warum nicht mit einem der größten Vertreter dieser Kunstrichtung, die gern auch als die Malerei des Lichts genannt wird. Claude Monet lebte von 1840 bis 1926. Seine Bilder ziehen jeden unweigerlich in ihren Bann, der mit offenen Augen durchs Leben spaziert. Selbst Kunstunkundige schielen verstohlen auf die farbenprächtigen Gemälde. Nicht das Objekt stand im Mittelpunkt seines Schaffens, sondern das, was zwischen ihm und seinem Objekt passierte. Das ist Impressionismus, so einfach ist das!

Vor einigen Jahren erzielte „Die Eisenbahnbrücke von Argenteuil“ bei Christie’s einen Preis von über vierzig Millionen Dollar. Eines der Nachfolgebilder (Serien waren ein Charakteristikum Monets) „Die Steinbrücke von Argenteuil“ aus dem Jahr 1874 ziert den Juni dieses Kalenderjahres.

Zuvor, 1867 im wahren Leben und im Mai in diesem bildgewaltigen Kalender, zeigt Claude Monet sein Können im „Garten bei Sainte-Adresse“. Dort verbrachte er den Sommer bei seiner Familie in der Nähe von Le Havre. Der Betrachter sieht die Terrasse vom Fenster der Villa seiner Tante. Madame Lecadre versteckt sich auf dem Bild vorn unter dem Schirm. Die intensiven Farben und Flächigkeit hat er bei japanischen Farbholzschnitten abgeschaut.

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Auch für eines seiner ersten Seerosenteich-Bilder nahm er sich diese Methode zum Vorbild. Das im August jeden Raum erhellende Bild zeigt einen über und über mit Seerosen gefüllten Teich, über den sich eine Brücke spannt. Dadurch, dass die Ufer nicht zu sehen sind, entsteht ein unbestimmter Raum im Bild. Ja, so einfach ist Impressionismus.

Einen Einblick in die Seelenwelt Monets erhascht man im Dezember. Die „Felsen bei Belle-Isle“ zeigen eine wilde, rauhe, zerklüftete Felslandschaft. Die Wellen krachen lautvoll gegen die Klippen. Dem Betrachter wird die Jahreszeit bewusst.

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Einmal einen Monet besitzen ist in Anbetracht des zu zahlenden Preises für fast jeden mehr als nur ein Traum. Aber ein reichliches Dutzend, genauer gesagt: dreizehn, sich für ein Jahr in die heimischen vier Wände zu hängen, ist ein wahr gewordener Traum.

Gourmet-Welten 2016

Gourmet Welten

Himmel und Hölle liegen oft so nah beieinander. So viele himmlische Reiseziele und – wie diabolisch – so wenig Zeit. Köche rund um den Globus zaubern tagtäglich die leckersten Gerichte auf den Tisch und – ja, ein wahrhaft teuflischer Plan – die Hüften mögen jede einzelne Kalorie und geben sie nie wieder her.

Reisen bildet, Schlemmen soll eine Todsünde sein. Dann wird 2016 ein abwechslungsreiches Jahr. Der kulinarische Entdecker-Kalender „Gourmet-Welten“ ist der Auftakt in ein Jahr voll sinnlicher Erlebnisse. Germknödel und andere Mehlspeisen sind so eng mit Österreich verbunden wie Schneegestöber und der berühmte Wiener Schmäh. Nicht weniger reichhaltig sind die Erzeugnisse der Mandelernte auf Mallorca. Auch der März macht mit Pastéis de Nata aus Portugal keinen (vernünftigen) empfohlenen Bogen um das schmackhafte Hüftgold. Doch kurz nach Ostern, der April sendet die ersten Frühlingsboten, muss man schon ganz schön zulangen, um mit Sushi zu sündigen. Wir sind in Japan.

Gourmet Welten_Japan

Das Jahr vergeht Tag für Tag mit fruchtig-herben Delikatessen aus der Karibik und mediterraner Leichtigkeit. Gegen Ende des Jahres – gerade rechtzeitig, wenn es nach und nach wieder etwas kühler wird – punktet Thailand mit feurigem Street-Food. Was wäre ein kulinarischer Kalender ohne Italien? Nichts, maximal die Hälfte. Oliven, als Öl oder als Pesto, dazu eine Landschaft, die jedem ein sehnsüchtiges Lächeln ins Gesicht zaubert. Gerade noch rechtzeitig bevor Wein und Fisch aus Frankreich und Norwegen das Jahr beschließen.

Gourmet Welten_Marokko

Dreihundertfünfundsechzig Tage sind ausreichend, um die Welt lingual (lingua, lateinisch für Zunge) kennenzulernen. Wer noch Anregungen braucht, wird mit diesem Kalender ein echtes El Dorado erleben. Stimmungsvolle Landschaftsbilder und appetitanregende Abbildungen von Spezialitäten ergeben eine gelungene Mixtur aus Reiselust und Kochkunst.

Memed IV – Der letzte Flug des Falken

Memed IV - Der letzte Flug des Falken

Memed ist müde. Müde vom Kampf, müde vom Versteckspiel, müde vom Leben. Jetzt will er sich im Land, wo Orangenduft die Luft erfüllt, die Zitronen den Tag erhellen, niederlassen. Hier unten im Tal ist er wieder Mensch. In den Bergen war er nur ein Aussetziger, ein Outlaw, ohne Würde. Da das karge Land, das nur wenig her gab für die Wenigen, die aus dem Wenigen ihr tristes Leben bestritten. Hier das fruchtbare Land, das ihm wie das Paradies erscheint. Hier unten im Tal kann er die Schönheit seines einstigen Exils, die Berge, in ihrer vollen Pracht genießen. Das Farbenspiel der Sonne, das sich in den Gipfeln der Berge in einen Regenbogen verwandelt. Memed der Rebell, der Kämpfer, der Held ist Geschichte.

Und in Geschichten. Immer wieder machen Fata Memeds die Runde, lassen den Helden und Kämpfer für das Gute noch einmal auferstehen. Aus dem furchtlosen Memed wird Memed die Legende. Er genießt die Ruhe, den Frieden. Auch wenn um ihn herum noch vereinzelt gekämpft wird, ist Memed, der Falke nur noch Beobachter. Memed blickt zurück auf sein Leben, auf Freunde und Weggefährten, auf Verräter und gnadenlose Häscher. Viel hat er erlebt. Nicht eine Sache bereut er, möchte er missen.

Bis eines Tages sein der Lehrer Zeki Nejad ermordet wird. Der war der Einzige, der gegen die Landherren noch aufbegehrte. Er wetterte gegen die Schergen und gegen die blinden Fanatiker, die die Belohnung für den Kopf Memed einstreichen wollten. Memed sieht sich gezwungen och einmal in die Schlacht zu ziehen. Einmal Kämpfer, immer Kämpfer. Auf viel Hilfe kann er nicht vertrauen – es ist wie immer. Doch allein kann auch der Mythos Memed, der Falke nicht siegreich…

Yaşar Kemal zieht mit „Der letzte Flug des Falken“ einen wortgewaltigen Schlussstrich unter seinen Memed-Zyklus. Über ein halbes Jahrhundert schrieb er an den vier Teilen des türkischen Helden. Als Journalist bereiste er sein Land, die Türkei, um Geschichten aus den Dörfern zu sammeln. Sie alle sind in seine Romane auf die eine oder andere Art eingeflossen. Dem Auflehnen der einfachen Bauern gegen die Willkür der Landbesitzer gab er in seinen Romanen eine unvergessliche Stimme. Yaşar Kemals Verdienst ist es, dass er in der Sprache seiner Leser schrieb. Das gab es bis dahin nicht. Yaşar Kemal starb Anfang 2015, bei seiner Beerdigung säumten tausende Leser, Freunde, Fans den Weg.

Memed II – Die Disteln brennen

Memed II - Die Disteln brennen

Yaşar Kemal durchstreifte während seiner journalistischen Karriere die Weiten seiner Heimat mit offenen Augen und Ohren. Was er da zu sehen und zu hören bekam, wurde im „Memed-Zyklus“ zum Volksgut. In einer Türkei, die die meisten als All-inclusive-Paradies verehren, einer Türkei, die für Andere aus der pulsierenden Metropole Istanbul besteht. Yaşar Kemals Memedi ist der störrische Rebell, der der Landbevölkerung zu neuer Hoffnung verhilft.

Ali Safa Bey gerät in Erregung, wenn er seinen Fuß in „seine“ Avaranza-Ebene stampft. Das ist sein Land. Nur er sieht den Reichtum darin. En bisschen wehmütig denkt er an die Zeit zurück, als er hier schalten und walten konnte wie er wollte. Ein paar Lira hier, eine Kuh da – und schon war das Land in seinem Besitz, die Bauern umgesiedelt. Und er war wieder um ein paar Morgen Land reicher. Reich sein, welch schönes Privileg.

In dieser Gegend wächst nicht viel. Der Stechdorn bedeckt das Land und überzieht es mit seinem undurchdringlichen Dickicht aus messerscharfen, eisenharten Stacheln, in dem Hasen und Dachse Unterschlupf finden. Wer sich darin verfängt, zahlt seinen Blutzoll.

Mitten in der Nacht taucht ein Fremder auf. Hoch zu Ross, ermattet von der letzten Schlacht. Soldaten hatten ihn umzingelt. Wollten ihm den Garaus machen. Mit letzter Kraft konnte er im Schutz der Dunkelheit seinen Häschern entwischen. Nun will er nach Vayvay – er kennt das Dorf, will zu Osman dem Mächtigen. Zaghaft klopft er an dessen Tür. Nach und nach lüftet sich das Geheimnis des Fremden. Osman er kennt ihn: Ince Memed, der Falke. Der mutige Kämpfer, der Ali Safa Bey die Stirn bot. Und ihm sie wieder bieten wird. Doch die Stirn bieten bedeutet Kampf. Und Kampf bedeutet Verlust. Verlust der Ruhe vor Ali Safa Bey, Verlust von Freunden. Und dieser Kampf kann nicht allein geführt werden.

Yaşar Kemal lässt im zweiten Teil seinen Helden und Rebellen Memed noch einmal auferstehen. Er ist Heilsbringer und Gefahr zugleich. Eine Gefahr für Vayvays Bewohner und Ali Safa Bey. Heilsbringer nur bedingt für die Dorfbewohner.

Worte wie Flügelschläge von Engeln schweben über die Seiten und verzaubern den Leser, entführen ihn in eine andere Welt. Es ist fast wie im Märchen. Doch wird das Gute diesmal siegen?

Der Vatikan – Architektur, Kunst, Zeremoniell

Der Vatikan - Verborgene Schätze

Wahrlich kein Leichtgewicht! Und sicher auch kein Reiseband, den man in den Rucksack steckt, mit sich herumträgt und bei einer kurzen Rast mal kurz rausholt, um das Eine oder Andere nachzuschlagen. Dieses Buch zieht man zu Rate, wenn man Rom besucht und den Vatikan in den Fokus seiner Reise stellt. Denn nur mal einen kurzen Blick reinwerfen – sowohl ins Buch als auch in den Vatikan – dafür ist es einfach zu schade.

Die päpstliche Macht wurde nach dem Trientiner Konzil von 1563 gestärkt. Und was machen Sieger? Sie feiern ihren Triumph mit Pomp und Glanz. Der Petersdom war zu diesem Zeitpunkt schon vorhanden. Eine Kirche wie viele andere auch. Doch jetzt ging es erst richtig los. Für die nächsten reichlich sechs Jahrzehnte wurde aus der Kirche ein Prachtbau, für den das Wort Luxusbau erfunden wurde.

Wenn man durch die Hallen wandelt, seine Blicke nicht von Decken- und Wandmalereien wenden kann, kommt man schnell ins Stolpern. Bei so einem Bau, mit solch einer kolossalen Bedeutung (nicht nur für Gläubige), wurden nicht irgendwelche Gemälde gefertigt. Jedes Bild, jede Verzierung, jedes Teil hat eine Bedeutung. Oft steht der Betrachter nach anfänglichem Staunen ratlos vor dem Objekt, das er bisher niemals begehrte.

Doch nicht nur der Petersdom als primäres architektonisches Reiseziel zieht den Besucher in seinen Bann. Der Vatikan hat außer ihm noch mehr zu bieten. Die Vatikanischen Gärten, der Apostolische Palast und Berninis Kolonaden stehen dem sakralen Prachtbau in Nichts nach.

Die Autoren sind allesamt ausgewiesene Experten in Sachen Architektur, Vatikan und der Bedeutung des Baus. Sie erläutern jedes auch noch so kleine Detail. Wer den Vatikan besucht, wird von der Wucht des barocken Bauwerks erschlagen. Dieses Buch erdet die Eindrücke und rückt sie ins rechte Licht, stellt Zusammenhänge dar und weist auf ohne dieses Buch versteckt bleibende Schätze hin.

Nach dem Besuch des Vatikans kann es passieren, dass man völlig baff kaum noch ein Wort herausbringt. Wenn man dann gefragt wird, wie es war, was man alles gesehen hat, kommt außer „Kirche“ nicht viel. So stark wirken die erstklassig erhaltenen Bauwerke, Gemälde, sakralen Gegenstände nach. Dann nimmt man sich in Ruhe dieses Buch zur Hand und lässt jeden Schritt noch einmal Revue passieren. Vieles erscheint im neuen Licht, man sieht klarer und wird ganz bestimmt noch einmal wiederkommen. Genauso wie man dieses Buch immer wieder zur Hand nehmen wird.