Archiv für den Monat: Dezember 2014

Ein Samstag unter Freunden

Ein Samstag unter Freunden

Eine Freundschaft ist gold wert. Doch so fest die Bande zwischen den einzelnen Freunden sind, so fragil sind sie, wenn die Freundschaft auf die Probe gestellt wird. Andrea Camilleri lässt sieben Freunde ein Wiedersehen feiern, die sich alle seit Kindestagen kennen.

Sie haben zusammengespielt, die Schulbank gedrückt und so manches Abenteuer bestritten. Eine verschworene Gemeinschaft, die sich mit dem Erwachsenwerden immer weiter voneinander entfernt hat. Nun stehen sie da: Fabio, Giulia, Andrea, Matteo, Anna, Gianni und Rena. Freude und Abscheu lagen noch nie so eng beieinander. Denn die Freunde teilen nicht nur die Erinnerung an gemeinsame Kindertage, sondern auch ein dunkles Geheimnis. Eines, das der Leser suchen und die Lösung für das Rätsel finden muss.

Andrea Camilleri beschreibt die gegenwärtige Situation und die Lebensläufe der Freunde mit einfachen Worten ohne dabei in Ordinäre abzugleiten. Allesamt Akademiker, alle in Beziehungen, alle mit einer gehörigen Portion Wissen über das Schicksal des Anderen. Eine angespannte Lage, in der sich jeder Einzelne befindet.

Einige werden seit Neuestem erpresst. Mit Fotos. Darüber können sie nicht offen mit allen reden. Einer könnte der Erpresser sein. Und so schleppt sich der Abend dahin. Mit Freudentränen und versteckten Messern zwischen den Zähnen. Der offene Disput wird noch gescheut. Noch!

„Ein Samstag unter Freunden“ zeigt wie sich Menschen im Laufe eines Lebens ihrer Altlasten entledigen können, ohne die Wurzeln derer zu vergessen. Immer wieder blitzen Gemeinsamkeiten auf, die dem Leser eine neue Sicht der Dinge präsentieren. Andrea Camilleri nimmt den Leser mit in seine Heimat Sizilien, auf einen Familienbesuch, eine Reise in die Vergangenheit. In eine Zeit, die unbeschwert sein sollte, es aber bei Weitem nicht war, wie man am Ende des Buches erfahren soll. Die Leichtigkeit des Seins muss Seite um Seite der Schweremut der Kindheitserinnerung weichen.

Mailand – Gesichter einer Stadt

Mailand - Gesichter einer Stadt

Ulrike Rauh war wieder unterwegs. Wieder Italien. Wieder eine zauberhafte Reisebeschreibung. Nach ihren Streifzügen durch Venedig, Sizilien, Ischia und Florenz zog es sie wieder in den (reichen) Norden, und zwar nach Mailand.

Bei ihren Streifzügen merkt sie ein ums andere Mal, dass Mailand mehr als Dom und Scala ist. Hier wirkten Verdi, Bellini und Donizetti. Leonardo da Vinci hinterließ hier mehr als nur einen Fußabdruck. Mailand ist auch mehr als eine der führenden Modemetropolen Europas.

Dennoch – oder gerade deswegen – macht sich Ulrike Rauh auf Spurensuche der bekannten Sehenswürdigkeiten. Denn nur weil sie bekannt sind, heißt es ja nicht, dass es nichts mehr zu entdecken gibt. Ulrike Rauhs Buch ist der lebende bzw. gedruckte Beweis. Es lebt von Mailands Flair.

Mit Ulrike Rauh durch Mailand zu schlendern gleicht einer Bootsfahrt. Leise und im gemäßigten Tempo folgt man dem Fluss durch die Häuserschluchten und Parks der lombardischen Metropople. Ulrike Rauh entdeckt aber auch überall etwas, dass es wert ist darüber zu berichten. Und das ohne dabei aufdringlich zu sein. Eine Anekdote hier, ein kurzer Lebensabriss da, Staunen allenthalben.

Der Dom als Wahrzeichen der Stadt ist zentraler Anlaufpunkt für jeden Mailandbesucher. Jeder, der die Stadt beschrieb, ließ sich dazu aus. Man kennt ihn. Nicht ganz! Da man auch nicht jedes Buch über den Dom gelesen habe kann, tun die Entdeckungen der Autorin doppelt gut. Sie hat viel gelesen, gehört aufgeschnappt und komprimiert ihr Wissen in den kurzweiligen Kapiteln ihres neuen Buches.

Dass Mailand den Spagat zwischen Tradition und Moderne meistert, beweist auch Ulrike Rauh gleich mit den ersten Zeilen des ersten Kapitels. Sie verknüpft die moderne Metro der Stadt mit Zitaten von Goethe und Stendhal. Nicht viele Städte können so viel Geschichte(n) vorweisen. Und noch weniger so informative und kenntnisreiche Bücher wie da von Ulrike Rauh über Mailand.

1914 – 1918 Krieg(e) in Luxemburg

Krieg(e) in Luxemburg

Das Jahr 2014 neigt sich dem Ende und somit auch die Berichterstattung zum Ersten Weltkrieg, dem Großen Krieg. Den Abschluss, den würdigen Abschluss bildet dieses Buch, weil es den Krieg aus verschiedenen Perspektiven, aus und in einem Land zeigt, das man nicht unbedingt mit dem Großen Krieg in Verbindung bringt: Das Großherzogtum Luxemburg.

Luxemburg war keines der kriegstreibenden Länder. Es war Auf- und Durchmarschgebiet besonders für die deutsche Armee. Die Schwerindustrie in dem verhältnismäßig kleinen Land war jedoch maßgebend. Das Buch ist in Zusammenarbeit mit der Université du Luxembourg entstanden. Und in zwei Sprachen, deutsch und französisch, erschienen. Schon beim Durchlesen der Inhaltsangabe staunt man nicht schlecht wie viele Aspekte man zu diesem Thema erörtern kann: Fotografie, Prostitution (ohne dabei einen Zusammenhang herzustellen), Landwirtschaft, Rotes Kreuz, um nur einige zu nennen.

Fotografie war Waffe, Dokumentationsmittel, Aufklärungswerkzeug und Propaganda zugleich. Auch von Luxemburger Seite wurde getrickst. Als besetztes Land durchaus erlaubt. Von allen Fronten wurden Postkarten an die Daheimgebliebenen geschickt – heute sind diese Funde Zeugnisse einer grauenhaften Epoche.

Der Prostitution konnte man auch hier nicht Herr werden. Ein Gesetz verbot zwar das „Geschäft mit der Liebe“, aber nicht überall. Zum Beispiel wurden Gaststätten ohne Alkohollizenz von dem Verbot ausgenommen. Auch so genannte Cremerien, dem Pedant zur Patisserie. Schlupflöcher lauerten schon damals überall.

Die Misere der Landwirtschaft wird anschaulich durch Tabellen dargestellt. Die Anzahl der Milchkühe sank um zwölf Prozent, die der Schweine sogar um mehr als ein Drittel. Auswirkungen, die mit dem Ende des Krieges nicht abgeschafft waren.

Die achtzehn Autoren dieses interessanten Buches lassen die Fakten für sich sprechen. Anhand von Tabellen, Zeitungsausschnitten, Buchtexten und zahlreichen anderen Quellen umgehen sie die Fallen des Wiederauflebens dieser schrecklichen Zeit. Sie bilden lediglich ab, was wirklich passierte und rücken die Sachlage zurecht.