Archiv für den Monat: Januar 2014

Hab und Gier

Hab und Gier

Eine pensionierte Bibliothekarin wird von einem ehemaligen Kollegen zum Gabelfrühstück, neudeutsch Brunch, eingeladen. Und das soll der Beginn eines Krimis sein? Klingt nicht besonders spannend, es sei denn … ja es sei denn Ingrid Noll hat ihre Finger im Spiel.

Seit Jahren hat Karla nichts mehr von Wolfram gehört. Warum auch – er war immer ein Eigenbrödler, der vor sich hingearbeitet hat. So richtig Kontakt hatten die beiden nie. Und jetzt lädt er sie zum Essen ein. Seine Frau ist vor einigen Monaten gestorben. Auf ihrem Grabstein steht „Bleib, wo Du bist“. Was auf den ersten Blick wie ein witziger Spruch klingt, hat einen ernsten Hintergrund.

Wolfram ist schwerkrank, der Krebs hat von seinem noch nie sonderlich männlichem Körper Besitz ergriffen. Karla soll – gegen einen nicht ganz unbeträchtlichen Anteil vom Erbe – dafür sorgen, dass Wolfram neben seiner Gattin beerdigt wird. Und auf seinem Grabstein soll stehen: „Dein Feind ist nah“.

Ein Viertel des Vermögens soll sie erben, wenn Wolfram seine endliche Ruhestätte neben seiner herrischen Frau bekommt. Doch es kommt noch dicker für Rentnerin Karla. Sie erhält die Chance sogar die Hälfte des anscheinend großen Vermögens zu erhalten, wenn sie Wolfram bis zu seinem Tod pflegt. Und das ganze Vermögen, wenn … ja wenn sie ihn umbringt. Er bestimmt Ort sowie Art und Weise. Sie wäre eine vermögende Frau, die ihren verdienten Ruhestand gebührend verbringen könnte.

Karlas betuliches Leben ist mit einem Schlag vorbei. Auch Freundin Judith ist da erstmal keine große Hilfe. Sie sieht das Angebot eher nüchtern und rät Karla Wolframs sehnlichsten Wunsch zu erfüllen. Schließlich hat Wolfram nicht mehr viel vom Leben (zu erwarten). Wären da nicht die moralischen Zweifel. Rechtlich wäre sie auf der sicheren Seite – Beihilfe zum Selbstmord ist nicht strafbar. Je länger Karla über das unmoralische Angebot nachdenkt, umso mehr Für und Wider tauchen auf. Ist der Lohn wirklich gesichert? Welche Garantien hat sie außer dem Testament? Was als Tête à Tête begann, wird alsbald zur Ménage-à-trois und viel mehr.

Ingrid Noll trifft in „Hab und Gier“ den Nerv der aktuellen Sterbehilfediskussion. Wo verlaufen die Grenzen zwischen Recht und Unrecht und freier Entscheidung? Mit geschliffener Sprache und tiefgehendem Wortwitz schafft sie eine Atmosphäre der Leichtigkeit, mit der dieses Thema noch nie bedacht wurde.

Auch die Frage, ob man dieses Thema in einem bittersüßen Krimi behandeln darf, erübrigt sich. Wie würde der Leser sonst in den Genuss Ingrid Nolls mörderischer Gedanken zu kommen?

Picasso der Zeichner

Picasso Der Zeichner

Paris zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Stellen Sie sich vor, dass Sie ein Bar oder ein Café besitzen. Tagein, tagaus treffen sich hier wirre Querköpfe, um ihre Ideale von Kunst und Kultur zu diskutieren. Und wenn es ans Bezahlen geht, werden alle Utopien ganz schnell auf den Boden der Realität geholt. Da werden die Hosentaschen umgestülpt zum Zeichen dafür, dass es zwar allen gemundet hat, aber der schnöde Mammon derzeit auf Wanderschaft ist. Jetzt liegt es an Ihnen. Raus mit der undankbaren Bagage oder das Angebot annehmen eine Zeichnung als Anzahlung zu akzeptieren? Sie haben Glück, wenn einer der trinkfesten Kumpane Südspanier ist und auf den Namen Pablo Picasso hört. Denn dann sind seine auch noch so kleinen Zeichnungen heute ein Vermögen wert.

Eine schöne, verklärte Vorstellung von Picasso. Picasso = Reichtum. Die Formel stimmt aber nur, wenn man den monetären Wert außeracht lässt. Kaum ein Künstler hat über fast ein ganzes Jahrhundert die Kunst so geprägt wie Picasso. Unzählige Kunstschaffende der unterschiedlichsten Kunstrichtungen nennen ihn als ihr Vorbild, als Ideengeber, als Antriebsfeder.

Ein Bild von Picasso regt immer zum Nachdenken an. Seine Zeichnungen – allein in diesem dreiteiligen Band sind 300 versammelt – sind Alleinstellungsmerkmale, sind Vorlagen für Größeres oder einfach nur Fingerübungen. Picasso war beseelt vom Schaffen. Wer sich in seinem Werk in Interpretationen verfing, erntete oft Spott oder ein müdes Lächeln vom Meister.

Jeder der drei Bände wird von einem Vorwort begleitet, dass das Werk in einem anderen Licht erscheinen lässt. Man muss sich darauf einlassen (können). An einem Picasso geht man nicht vorbei und denkt sich: „Aha. Hund, Katze, Frau. Schick“. Man setzt sich vor einen Picasso und lässt ihn auf sich wirken. Strichführung zu erkennen, okay, das ist möglich. Beim Motiv wird’s schon schwieriger. Mythen interessierten ihn. Die Vergänglichkeit.

Manche Zeichnungen lassen sofort da Motiv erkennen, bei anderen muss man von den Vorwortschreibern an die Hand genommen werden. Doch auch ohne ihre Einführung ist man wie hypnotisiert. Mit der Erkenntnis der eingehenden Worte sieht man so manches aus einem anderen Blickwinkel. Und das ist es, was Picasso wollte. Drei Bände Kunstverstand, drei Bände Anleitung zur Kunst der Moderne, drei Bände Picasso zum Anfassen.

Fang den König

Fang den König

Schachspielen ist keine leichte Sache. Denn es erfordert permanent höchste Konzentration und Einfühlungsvermögen. Da ist es doch das Beste, wenn man schon im Kindesalter damit anfängt. Denn dann ist der Kopf noch offen für Neues und Strategisches. Kein Alltagsstress, der einem die Sinne vernebelt.

Was „Fang den König“ von vielen anderen Schachlernbüchern unterscheidet, ist die kindgerechte Aufbereitung des Themas. Nachdem die Figuren kennengelernt werden, muss man die Züge der Bauern, Türme, Springer und Läufer erstmal verinnerlichen. Das geht nur durch Wiederholen und kleine Belohnungen. Schon mal Schach mit Gummibärchen gespielt? Kleine taktische Spielereien und Anfängerspiele erleichtern den Einstieg in dieses komplexe und so alte Spiel, das heute noch nichts von seiner Attraktivität verloren hat.

Autor Peter Mitschitczek ist passionierter Schachspieler. Und er hat sogar eine Schachoper für Kinder ersonnen, mit der er auf Tour ist. Doch dieses Buch ist nicht nur für Kinder gedacht. Auch die Großen lernen so – spielerisch – den Reiz des Spieles kennen. Dem Autor geht es nicht um Missionieren der Ungläubigen Nichtspieler. Vielmehr will er den Startschuss geben sich Traditionen zu öffnen und ein Spiel vorstellen, das zwar keiner Vorstellung bedarf, vor dem sich jedoch so viel verschließen.

Der Wechsel zwischen Neulernen und das schon Gelesene anzuwenden macht aus jedem Anfänger sicherlich noch keinen Großmeister, weckt aber den Drang sich stets immer wieder auch in brenzlichen Situationen sich bewehren zu können.

Einst ein Kriegsspiel, wird Schach heute als Spiel der Könige betrachtet. Die angewendeten Taktiken lassen sich vielmals auf den Alltag übertragen.

Wer Schach spielen oder es seinem Nachwuchs beibringen will, kommt an diesem uneingeschränkt zu empfehlenden Büchlein nicht vorbei.

The Housewives Tarot

The Housewives Tarot

In der Küche stapelt sich das Geschirr. Die Kinder rennen kreischend durch das Haus. Die Familie giert nach Essbarem. Der Geschirrspüler muss noch ausgeräumt werden. Und unaufhörlich tickt die Uhr… Puh was für ein Tag. Chaos allenthalben. Da wäre ein Ratgeber sehr hilfreich. Hilf Dir selbst, sonst hilft Dir niemand! Wo fängt man an, um diesem Tag Herr zu werden. Oder dem Chaos Dame zu werden?

Tarot gehört zu den Kartenlegespielen, dass bei manchen immer noch Angst hervorruft. Teufelswerk. Das war schon Mitte des 20. Jahrhunderts so als Marlene Louise Wetherbee dieses Spiel in ihrer Bridgerunde vorstellte. Doch sie benutzte nicht die „üblichen“ Tarotkarten. Auf ihren Karten sind zwar auch Kelche, Zauberstäbe, Schwerter und Pentagramme abgebildet, aber in einer hausfrauenfreundlichen Deutung. Zum Beispiel muss man ja nicht zwangsläufig mit einem Schwert jemanden den Kopf abtrennen, es sei denn es ist der Thanksgiving-Truthahn. Nicht jeder Zauberstab lässt jemanden verschwinden, es sei denn es ist die Staubschicht auf dem Schrank.

Egal wie man dieses Spiel sieht – es ist ein Riesenspaß. Und ein ideales Mitbringsel. Die Entscheidung, was heute gekocht wird, kann man auch anders fällen. Aber mit der richtigen Kartenlegetechnik ist es ein umso größerer Spaß. Und hat man bei den ersten Versuchen gleich ins Schwarz getroffen, wird man schnell süchtig. Zuerst die Küche putzen oder doch erst mal im Kinderzimmer für Klarschiff sorgen? Mal sehen, was die Karen sagen. Oh, eine Pause! Nicht schlecht.

Das beiliegende Handbuch führt den glücklichen Besitzer des „Housewives Tarot“ geschickt durch die Tücken des Spiels. Denn wer es nicht ernst nimmt, wird zum Couch-Potato. Von allein löst sich auch mit diesem Spiel das Chaos im Heim nicht auf. Doch wer sich den Spaß macht, kommt voll auf seine Kosten und der Haushalt ist dann doch kein Problem. Das wird nicht nur der Mann sagen…

Rollenklischees werden hier nur auf den ersten Blick bestärkt. Doch wer letztendlich die Hausarbeit erledigt ist egal. Dieses Spiel funktioniert auch im Zusammenspiel von Partnern. Jeder legt sich dann halt seinen eigenes Hausarbeitsschicksal. Ganz ohne Verzweiflung.

City Trip Antwerpen, Brügge, Gent

Antwerpen Brügge Gent

Fast scheint es als dass Antwerpen, Gent und Brügge einen Bogen um Brüssel machen. Wie ein Sichel führt der Weg von Antwerpen erst auf Brüssel zu, macht dann aber einen gekonnten Schlecker nach Westen, um Gent und Brügge zu erreichen. Rivalität? Nein! Brüssel wird sicherlich immer im Fokus eines Belgienurlaubs stehen. Manneken Pis, das Atomium und der Grand Place ziehen die Besucher in Scharen an. Warum auch nicht, sie sind eine Reise wert.

Doch Belgien hat mehr als seine Hauptstadt zu bieten. Brügge rühmt sich die Schokoladenhauptstadt zu sein. Da wird auch schon mal ein Schokoladen-Tequila kredenzt. Erst Salz, dann der Shot und dann … mmmh die zartschmelzende Schokolade. Und wer bisher immer einen Bogen um Museen gemacht hat, wird beim Schokoladenmuseum ein unvergessliches erstes Mal erleben. Ganz genau sollte man bei der Liebfrauenkirche hinschauen. Denn die Madonna wurde von keinem Geringeren als Michelangelo entworfen. Eigentlich war sie für den Dom in Siena bestimmt, doch Brügger Kaufleute waren schneller (und wohl auch betuchter). So weht ein Hauch von Toskana in der Stadt der Grachten, die hier Reien genannt werden. Auf denen schippert man ganz gemütlich durch die Prachtbauten der Stadt, vorbei an versteckten Gärten, malerischen Brücken und wunderschönen Stillleben.

Weiter geht die Reise nach Gent. Nicht zu verwechseln mit Genf. Im Designmuseum wird die Art-Nouveau zum Leben erweckt. Nur wenige Gehminuten vom Korenmarkt (der Treffpunkt in Gent) entfernt, wird der Besucher auf eine Zeitreise, von der er nie mehr zurückkehren will.

Antwerpen hat sich mit seinen vier Diamantenbörsen einen Weltruf erarbeitet. Hier werden weltweit die meisten Diamanten gehandelt. Sie befinden sich in der größten intakten jüdischen Gemeinde Westeuropas. Orthodoxe Juden mit typischen Haarlocken gehören hier genauso zum Stadtbild wie die junge stilvolle Mode. Denn Antwerpen ist auch eine Modestadt. Unzählige Boutiquen mit einem schier unendlichen Sortiment an kreativer Mode lassen das Herz eines jeden Geschmackliebhaber höherschlagen.

Günter Schenk zeigt mit seinem Reisebuch auf, das die flämischen Metropolen Antwerpen, Brügge und Gent mehr als nur eine Alternative zu Brüssel bilden. Tipps zu Unterkünften und köstlicher Einkehr wechseln sich mit Wegweisern ab. Ob per pedes oder mit dem Rad oder auf Kanälen, diese drei Städte wirken auf ihre eigene Weise nachhaltig auf den Besucher. Und mit diesem Buch in der Hand wird der Trip zu einem echten Erlebnis.

Wie wir für die Freiheit kämpften

Wie wir für die Freiheit kämpften

Menschen dürfen nicht nach ihrer Hautfarbe unterschieden werden. Im Südafrika der Apartheid ein frommer Wunsch. Nicht mehr. Nicht mehr? Auch in den noch so elendsten Ecken der Townships, der provisorischen – von den weißen Entscheidungsträgern erlaubten Siedlungen für Schwarze – gab es immer Hoffnung. Hier war nicht immer und alles trist. Hier gab es Menschen, die Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft nicht nur predigten, sondern Tag für Tag lebten. Und davon berichtet Rommel Roberts. Er selbst ist mit dem Stigma der nicht weißen Hautfarbe zur Welt gekommen. Doch er ist eben nicht ganz schwarz, ein Mischling mit indischen Wurzeln. So gilt zwar die Rassentrennung auch für ihn, wird jedoch nicht so brutal umgesetzt wie bei der schwarzen Bevölkerung.

Zu zwei dieser Engel, die versuchen den Himmel auf Erden zu bereiten gehören eine Ordensschwester und seine Mutter. Ihr aufopferungsvolles Leben für die Bewohner der Townships macht Schule. Selbst die Weißen von außerhalb kommen gern zu den beiden Frauen, um sich ihre Wunden versorgen zu lassen. Ein Bild, das Eindruck macht.

Rommel Roberts wird zum Vertrauten Desmond Tutus, dem – wenn man so will – religiösen Gesicht des Umschwungs in Südafrika. Roberts baut Netzwerke auf. Aber keine wie wir sie heute kennen. Er trifft sich mit Leuten in aller Welt, nicht um Ihnen ein „I like“ abzuluchsen. Seine Arbeit hat handfeste Gründe: Unterstützung sichern im Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit und gegen die Rassisten.

Er und die vielen erstmals genannten Helfer haben ein Umdenken in Südafrika herbeigeführt. Sie sind die Köpfe und Hände hinter den markanten Köpfen, die bekanntesten sind Nelson Mandela und Desmond Tutu. Die nicht enden wollende Arbeit „hinter den Kulissen“ war die Grundlage dafür, dass Südafrika doch den Weg in die Demokratie wagen konnte. Ihre Namen sind in diesem Buch verewigt, als Mahnung, als Hoffnungsschimmer, als leuchtendes Beispiel.

„Wie wir für die Freiheit kämpften“ ist auch ein Beleg dafür, dass Kirche als sozialer Kitt Hoffnung geben kann. Aber auch, dass soziales Engagement auch ohne „Wink von oben“ möglich und nötig ist, egal, ob man einer und egal welcher Konfession man angehört. Humanitäre Hilfe abhängig von Bedingungen zu machen, ist ein Frevel. Rommel Roberts – und das stellt sich in seinem Buch ganz klar heraus – ist ein großer Humanist, der an Gott glaubt, sich aber nicht nur auf ihn allein baut. Das ist wahrer Dienst am Menschen.

Cuba

Cuba

Cuba ist ein geschundenes Land. Nicht erst seitdem Fidel Castro die Macht übernommen hat. In 55 Jahren Revolutionsherrschaft wurde ein System der Penetration und Überwachung geschaffen. Doch auch schon vor dem Sturm der Kasernen litt Cuba unter der Knute seiner Herrscher. Spanier und Amerikaner als auch die Mafiaschergen schufen sich hier ihr Paradies ohne Rücksicht auf Verluste.

Und in so ein Land soll man fliegen, um zu entspannen? Klar doch! Denn hier ist die Sonne zu Hause. Fragen Sie Wolfgang Ziegler. Oder besser: Lesen Sie seinen Reiseband.

Klar Havanna –die Perle der Karibik – die muss man gesehen haben. Prächtige Bauten, endlose Küstenstraßen, rassige Folklore. Doch Cuba ist mehr als die pulsierende Metropole. Guantanamo zum Beispiel. Die Provinz. Nicht das Foltergefängnis der Amerikaner, die dort übrigens gar nicht mehr sein dürften, würden sie ihren selbst unterzeichneten Vertrag einhalten. Nein die Provinz im Osten ist der wahre Geheimtipp der Karibikinsel. Wenig Touristen, unverblümt wuchernde Natur und ein Erholungspotential, das weltweit seinesgleichen sucht.

Um da von Havanna aus hin zu kommen, braucht man allein auf der beiliegenden Karte auch die Rückseite. Von hier stammt auch der berühmteste kulturelle Beitrag Cubas: Guantanamera. Das Volkslied hat es sogar in deutsche Fußballstadien geschafft („Es gibt nur ein Rudi Völler…“).

Doch zurück zur Natur. Die meisten in diesem Buch abgebildeten Fotos stammen vom Autor selbst. Und die haben es in sich. Nur wenige Orte können mit solch malerischen Orten und saftigem Grün auf sich aufmerksam machen.

Und wer immer noch glaubt, dass man in einer Diktatur nicht urlauben kann, der sollte sich mal überlegen, in welche Destination wir Deutschen so gern reisen. In Länder, in den die Todesstrafe praktiziert wird, in denen die freie Meinungsäußerung ein weit entferntes Ziel ist, in denen Frauen immer noch nur eingeschränkte Rechte haben. Cuba ist in vielerlei Hinsicht eine Reise wert. Weite Strände, urbelassene Natur, freundliche Menschen, grandiose Landschaften und eine leckere Küche. Vamonos!

Zwischen Windeln und Walen

Zwischen Windeln und Walen

Detlef A. Huber – das A steht wohl für Abenteuerlust – macht das, wovon andere nur träumen. Arbeiten, um sich einen Traum zu erfüllen, diesen Traum planen, Job kündigen, und ab in die Ferne. Argentinien, Chile, Uruguay, Paraguay, Brasilien. Klingt nicht nur verlockend, ist es auch. Doch der Abenteurer setzt noch einen (eigentlich zwei oder sogar drei obendrauf): Er fährt mit dem Wohnmobil durch den Kontinent. Und das mit Klara und Thilo, seiner fünfjährigen Tochter und seinem zweijährigen Sohn. Das schreckt schon viel ab.

Detlef A. Huber – das A steht wohl auch für Aufbruchsstimmung – war schon mal da, in Chile und Argentinien. Er kennt die Region also schon ein wenig. Doch nur so gut als dass er weiß, dass er sie nicht so gut kennt. Und das will er nun nachholen. Mit Kind und Kegel.

Wer nun eine wahrlich mannhafte Abhandlung über das Zwischenspiel von männlichem Windeln wechseln und verklärtem „Oh guck mal, ein Wal“ erwartet, wird eines Besseren belehrt. Insofern ist der Titel des Buches ein wenig irreführend. Vielmehr ist dieses Buch eine Liebeserklärung an Frau und Kind, an eine immer noch fremde, weit entfernte Welt und ein Beweis dafür, dass Planung und Abenteuer sich nicht von vornherein automatisch ausschließen müssen.

Von Buenos Aires aus soll dieses riesige Land bis Weihnachten komplett durchquert werden. Denn in Ushuaia soll das Jahresabschluss-Geschenke-Fest gebührend begangen werden. So der Plan. Doch schon unterwegs wird klar: Dieser Plan wird über den Haufen geworfen. Denn zu viel gibt es auf den streckenweise menschenleeren Routen zu entdecken. Gerade als es so richtig rollt, rücken die Giganten der Meere ins Blickfeld. Also rechts ran, und Wale gucken. Wale, die verspielt im Meer herumtollen. Gar nicht so schlecht der Platz hier, denken sich Hase und Autor. So muss Urlaub sein. Lostuckern, und da halten, wo es am schönsten ist. Von nun an sind die Vier nicht mehr allein unterwegs. Der Leser sitzt immer mit vorn im Fahrerhaus. Ab und zu kommen weitere Reiselustige an Bord. Zeugen Jehovas aus dem Pott oder ein Koreaner, der seit vier Jahren um die Welt radelt und in den Anden auf ein neues Zelt wartet.

Detlef A. Huber – das A steht auch für Anders reisen – ist der ideale Erkunder. Das, was man sehen muss, wird angeschaut, doch die Erholung steht im Vordergrund. Da wird so manche Pisco-Verkostung schon mal zu sehr ausgedehnt, so dass die Weiterfahrt auch gern mal verschoben wird. Warum auch nicht?! Zu sehen gibt es genug: Zum Beispiel einzigartige Farbenspiel am auf dem Papier wohl ödesten Ort der Welt, der Atacamawüste.

Dreihundert Seiten Südamerika, und keine Seite ohne Abenteuer.